10 berühmte Frauen in Männerberufen

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Es gibt sie: die Pionierinnen!

Foto: unsplash/Ani Kolleshi

10 berühmte Frauen in Männerberufen

Die Geschichte der technischen Berufe wird überwiegend als Männergeschichte erzählt. Die Geschichten der Frauen, die daran beteiligt waren, rücken erst in den letzten Jahren vermehrt in das öffentliche Bewusstsein - beispielsweise durch Filme und Bücher, die den hohen Anteil von Frauen an Pioniertaten wie der Mondlandung thematisieren. Denn schon seit Jahrhunderten forschen Frauen in der Welt der Naturwissenschaften. Nur wenige schafften es jedoch, ihre Leistung auch mit ihrem eigenen Namen zu verbinden. Meist geschah dies nur im Verborgenen. Dabei gibt es ausgehend von der Prophetin Hildegard von Bingen bis zur Informatikerin Margaret Hamilton bereits 1.000 Jahre Frauen in den Naturwissenschaften.
Zehn von ihnen möchten wir euch hier vorstellen und zeigen, dass trotz aller Widerstände, Frauen sehr wohl einen festen Platz in der naturwissenschaftlichen Forschung innehaben.

1. Ada Lovelace (1815-1852)

Die britische Mathematikerin, mit vollständigem Namen Augusta Ada Byron King, Countess of Lovelace, gilt als erster Programmierer der Welt. Da im 19. Jahrhundert Frauen der Zutritt zu Bibliotheken verboten war, erwirkte Adas Ehemann, der ebenfalls mathematisch gebildete William King, ihre Aufnahme in die Royal Society, einer britischen Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege. Lovelace war Schülerin und Assistentin des britischen Mathematikprofessors Charles Babbage (1791-1871), der 1822 einen Entwurf für die „Analytical Engine“, einer mechanischen Rechenmaschine erstellte und damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Computers leistete. Bei der Übersetzung einer auf Französisch erschienenen Beschreibung dieser im Jahre 1842 fügte Lovelace den Aufzeichnungen umfangreiche Ergänzungen, wie Rechenbeispiele und Programme hinzu, schuf damit den ersten Algorithmus und legte den Grundstein für die moderne Programmiersprache. Um diese Leistung zu würdigen, wurde die Programmiersprache Ada nach der Baronin benannt.

2. Josephine Cochrane (1839-1913)

Die Amerikanerin erfand im Jahr 1886 die erste kommerziell erfolgreiche Geschirrspülmaschine – und das ohne offizielle technische Ausbildung. Die aus Illinois, USA, stammende Cochrane bekam den Erfindergeist wohl schon in die Wiege gelegt: ihr Vater war Bauingenieur, ihr Urgroßvater John Fitch selbst Erfinder. Der Entwurf beinhaltete Wasserdüsen und eine Korbvorrichtung für das schmutzige Geschirr, welche sie eigenhändig im Schuppen hinter ihrem Haus flocht. Nach dem Tod ihres Mannes beschloss sie, ihre Idee in die Tat umzusetzen und einen funktionstüchtigen Geschirrspüler zu erschaffen. Im Jahr 1886 ließ Josephine sich den Entwurf auf ihren Namen patentieren und begann zunächst, den „Cochrane Dishwasher“ für Freunde und Bekannte herzustellen. Im Jahr 1893 wurde ihre Erfindung auf der Weltausstellung in Chicago präsentiert und ihr der Preis für „die beste mechanische Konstruktion, Haltbarkeit und Zweckentsprechung“ verliehen.

3. Hedy Lamarr (1914-2000)

Die aus Wien stammende Lamarr besuchte in ihrer Jugend zunächst das Max Reinhardt Seminar, eine berühmte Schauspielschule, und spielte bald Filmhauptrollen neben Schauspielgrößen ihrer Zeit wie Hans Moser oder Heinz Rühmann. Nach dem Tod ihres Ehemanns zog sie schließlich nach Hollywood und drehte dort ebenfalls Filme. Im Austausch mit dem befreundeten amerikanischen Komponisten George Antheil, welcher eines seiner Musikstücke für 16 mechanische Klaviere zu synchronisieren versuchte, entwickelte Lamarr schließlich für das US-Militär eine Funkfernsteuerung für Torpedos, die im Jahr 1942 patentiert wurde. Das von ihr entwickelte sogenannte „Frequenzsprungverfahren“ ermöglichte Sender und Empfänger einen gleichzeitigen Frequenzwechsel durch identische Lochkarten. Zwar wurde Lamarrs Erfindung im Zusammenhang mit der Torpedosteuerung niemals angewendet, allerdings findet der gleichzeitige Frequenzwechsel („frequency hopping“) in der modernen Kommunikationstechnik, wie z.B. GSM-Technik oder Bluetooth, wieder Verwendung. legte somit den technischen Grundstein für die Entwicklung der Mobiltelefonie.

4. Emily Warren Roebling (1843-1903)

Die Brooklyn Bridge wurde von ihrem Schwiegervater geplant und ihrem Mann begonnen, doch fertiggestellt wurde sie nur dank ihrer Durchsetzungskraft: Emily Warren geboren in Cold Spring, New York, stammte aus einer Familie der oberen Mittelklasse, als zweitjüngste von 12 Geschwistern. Bei dem Besuch ihres Bruder General Gouverneur Kemble Warren in seinem Feldlager und lernte sie dort den Offizier Washington Roebling, Sohn des bekannten deutschen Ingenieurs John August Roebling kennen, den sie später heiratete. Bevor der eigentliche Bau der von ihm geplanten Brücke losging, starb Roebling 1869 an einer Tetanusinfektion. 1872 erkrankte zudem sein Sohn an der Taucherkrankheit. Infolgedessen sprang Emily Warren Roebling für ihren Mann als Bauleiterin ein. Sie hatte sich die dazu notwendigen Mathematik- und Ingenieurskenntnisse im Selbststudium beigebracht und überwachte stellvertretend die Ausführungen der mündlichen und schriftlichen Weisungen ihres Mannes. Somit konnte die Brücke im Jahr 1883 nach 14 Jahren Bauzeit eröffnet werden. Die Brooklyn Bridge, die den East River überspannt und die Stadtteile Manhattan und Brooklyn miteinander verbindet, war zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung die längste Hängebrücke der Welt. Nach dem Projekt widmete sich das Paar dem Reisen unter anderem an den Hof Queen Victorias und den des russischen Zaren Nikolaus II. 1899 erwarb sie schließlich noch einen Jura-Abschluss der New York University.

5. Lise Meitner (1878-1968)

Die Österreicherin musste zunächst in Privatkursen den Stoff für die externe Matura lernen, eine Art Schleichweg, um schließlich Mathematik, Physik und Philosophie in Wien studieren zu können. 1907 veröffentlicht sie Arbeiten über Alpha- und Betastrahlen und wechselt zu Max Planck nach Berlin. Auch dort wird sie zunächst mehr geduldet als gefördert. In Berlin beginnt ebenfalls ihre lange und erfolgreiche Arbeit mit dem Chemiker Otto Hahn. Nach dem ersten Weltkrieg setzt Meitner die Arbeit mit Hahn fort, habilitiert in Wien und etabliert sich als Expertin auf dem Gebiet der Strahlen- und Kernphysik. 1938, nach der Machtübernahme der Nazis und dem Anschluss Österreichs, muss sie als Jüdin nach Schweden fliehen. Mit Otto Hahn und seinem Assistenten Straßmann verbindet sie weiterhin ein reger Briefwechsel. So schreibt ihr der Chemiker im Dezember 1938 auch von seinen Kernspaltungsversuchen mit Uran und Thorium, deren Ergebnisse er aber nicht interpretieren kann. Diese theoretische Deutung liefert ihm Lise Meitner, gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Robert Frisch, per Post. 1944 erhält Hahn den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der Kernspaltung. Lise Meitner wird nicht einmal erwähnt. Erst später wird anerkannt, wie herausragend ihre wissenschaftlichen Leistungen waren.

6. Ilse Knott-ter Meer (1899-1996)

Nach ihrem Abitur studierte sie von 1919 bis 1922 Maschinenbau an der Technischen Hochschule Hannover. Weibliche Studierende waren zu dieser Zeit noch ungewohnt, nicht selten wurden Frauen in den Hörsälen von ihren männlichen Kommilitonen abgelehnt. Zusammen mit Wilhelmine Vogler schloss Ilse ter Meer 1924 ihr Studium als erste Diplom-Ingenieurin Deutschlands an der TH München ab. Die Ingenieurin eröffnet mit ihrem Mann, dem Elektrotechniker Dr.-Ing. Carl Knott, ein technisches Vertriebsbüro für Dampfmaschinen, arbeitet freiberuflich und unternimmt berufliche Reisen nach Amerika, wo sie als „the woman engineer“ bestaunt wird. Nach dem Krieg leitet sie das Büro der Generalvertretung eines amerikanischen Elektrogeräteherstellers. 1960 gründet sie mit fünf anderen Ingenieurinnen einen Fachausschuss im VDI, der Frauen Technik näherbringen soll. Aus dem von Knott-ter-Meer gegründeten Fachausschuss wird später der Bereich „Frauen im Ingenieurberuf“, der bis heute aktiv ist.

7. Walentina Tereschkowa (*1937)

Die Tochter eines im zweiten Weltkrieg gefallenen Traktoristen arbeitete zunächst in einer Autoreifen-Fabrik und später als Spinnerin, bevor sie ein Technikstudium an der Abendschule begann, welches sie im Jahr 1960 mit dem Diplom abschloss. Zwei Jahre später bestand sie die Aufnahmeprüfung der Schule der sowjetischen Raumfahrer und begann ihre Ausbildung als Kosmonautin. Bereits im darauffolgenden Jahr startete die Mission „Wostok 6“. Tereschkowa wurde damit die erste Frau im Kosmos. Innerhalb ihres dreitätigen Flugs umrundete sie 49 Mal die Erde. Dass bei dem Flug nicht alles perfekt war und reibungslos verlief, wird die Öffentlichkeit erst Jahrzehnte später erfahren. Demnach litt die erste Frau im All sehr stark unter der so genannten Raumkrankheit und war dadurch nicht in der Lage, wissenschaftliche Ergebnisse festzuhalten. Nach ihrem Flug mied Tereschkowa die Presse, um nicht lügen zu müssen und ist schließlich bis heute in der Politik tätig. 2008 zog sie für Putins Partei Einiges Russland in ihrer Heimatstadt Jaroslawl ins Bezirksparlament ein und schaffte drei Jahre später den Einzug in die Staatsduma nach Moskau. Im Jahr 2017 wurde sie von der UNESCO mit der Medaille für Raumfahrtwissenschaft ausgezeichnet.

8. Maryam Mirzakhani (1977-2017)

Die aus Teheran Maryam Mirzakhani war die erste (und bisher einzige) Frau, die die höchste Auszeichnung für MathematikerInnen, die renommierte und prestigeträchtige Fields-Medaille, erhielt. Nachdem sie sich in ihrer Kindheit anfänglich gar nicht für Mathematik begeistern konnte, weckt ihr Bruder mit einer Geschichte vom deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß ihr Interesse an dem Fach und gehört bald zu den Besten. Mirzakhanis Spezialität ist die algebraische und hyperbolische Geometrie, d.h. die Geometrie von gewölbten Oberflächen. Ihre Dissertation, die sie 2004 einreicht, bezeichnet ihr Doktorvater Curtis McMullen, der Gewinner der Fields-Medaille 1998 als Meisterwerk. Sie arbeitet über Geodäten in hyperbolischen Riemannschen Flächen – also von geometrischen Flächen oder Figuren, die in der realen Welt nicht existieren, sondern nur mithilfe von Zahlen beschrieben werden können. Mit 27 Jahren lehrte sie in Princeton und wurde mit 31 Jahren Professorin an der Stanford Universität. Zu jenem Zeitpunkt, als Maryam Mirzakhani die Fields-Medaille gewinnt, leidet sie bereits an Brustkrebs, und stirbt 2017 nach ergebnisloser Therapie im Alter von nur 40 Jahren.

9. Frances H. Arnold (*1956)

Arnold wuchs in einem Vorort von Pittsburgh, Pennsylvania auf als Tochter des Kerntechnikers William Howard Arnold. In ihrer Jugend protestierte sie gegen den Vietnamkrieg und zog aus Rebellion gegen ihr Elternhaus allein nach Washington D. C. Sie studierte Luftfahrttechnik und Maschinenbau an der Princeton University mit dem Bachelor-Abschluss 1979 und wurde 1985 an der University of California, Berkeley, in Chemie-Ingenieurwesen promoviert. Arnold gilt als Pionierin auf dem Gebiet der Gerichteten Evolution in der Chemie. Ihr Ziel war es, Enzyme für die chemische Industrie besser nutzbar machen. Mit ihrem Verfahren können diese heute optimal an die gewünschten Bedingungen angepasst werden. Dadurch wird die Produktion von Chemikalien schneller und effizienter. Arnolds Team hat zum Beispiel Enzyme hervorgebracht, die dazu verwendet werden, um neuartige Biotreibstoffe und Kunststoffe herzustellen, bei denen keine fossilen Rohstoffe verwendet werden. Sie hält über 30 US-Patente (2011) und beriet zahlreiche Biotechnologie- und Pharmaziefirmen Für ihre Leistungen wurde ihr 2018 der Nobelpreis für Chemie zugesprochen.

10. Margaret Hamilton (*1936)

In einer von Männern dominierten Domäne war Hamilton eine Wegbereiterin der Softwaretechnik. Die englische Bezeichnung Software-Engineering wurde sogar von ihr geprägt. Nachdem sie 1958 am Earlham College einen Bachelor in Mathematik erlangte, zog sie mit ihrem Mann nach Boston und nahm eine Stelle am Massachusetts Institute of Technology (MIT) als Programmiererin an. Eines ihrer ersten Projekte war die Arbeit am Semi-Automatic Ground Environment (SAGE), einem der ersten Computersysteme für Raketenabwehr. Bei der NASA war Hamilton dafür verantwortlich, die On-Board-Flugsoftware zu entwickeln, die notwendig war, um zum Mond und zurück zu navigieren sowie auf dem Mond zu landen. Die Entwicklungen Hamiltons und ihres Teams am MIT verhinderten 1969 beispielsweise den Abbruch der Apollo-11-Mondlandung. Für ihre wissenschaftliche und technische Mitarbeit an den Apollo-Missionen wurde sie 2003 mit einem NASA Exceptional Space Act Award ausgezeichnet. Im November 2016 verlieh ihr Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom.