Frauen haben keine Lust auf IT? Nicht in diesem Studiengang!
Frauen haben keine Lust auf IT? Nicht in diesem Studiengang!
In IT-Studiengängen sind deutschlandweit nur rund 20 Prozent Frauen eingeschrieben. Bei Prof. Dr. Key Pousttchi von der Universität Potsdam sieht das ganz anders aus. Wie er das auch ohne Rocket Science geschafft hat, erzählt er im Interview.
Herr Prof. Dr. Pousttchi, in Ihrem Studiengang „Wirtschaftsinformatik und Digitale Transformation“ studieren 41 Prozent frauen. Was machen Sie anders?
Wir sind ja Wissenschaftler, also haben wir geschaut, wer in diesem Bereich Forschung betreibt und sind auf Kollegen an der Universität Bamberg gestoßen, die untersucht haben, unter welchen Bedingungen Frauen ein Wirtschaftsinformatik-Studium beginnen und erfolgreich absolvieren. Das haben wir beim Aufbau unseres Studiengangs beachtet: Die Anforderungen an ein Studium müssen für Frauen sehr klar formuliert sein. Sie möchten ganz genau wissen, was sie während des Studiums erwartet und sicher sein, dass sie dies auch erfüllen können. Unser Team nimmt sich die Zeit, den Interessenten den Aufbau und die Inhalte des Studiengangs näherzubringen und so insbesondere auch den Frauen die Angst vor dem Studium zu nehmen. Auch während des Studiums legen wir großen Wert auf individuelle Betreuung. Übrigens sind 50 Prozent der Wirtschaftsinformatik-Professoren an der Universität Potsdam weiblich. Auch das ist wichtig.
Digitale Transformation ist extrem spannend und die Karriereaussichten sind weit überdurchschnittlich. Das zieht sowohl weibliche als auch männliche Studenten an. Natürlich muss man sich am Anfang die Grundlagen aneignen – auch die technischen. Sonst würden wir ja wie Blinde von der Farbe reden. Und nach dem ersten Semester bieten wir maximale Wahlfreiheit und Interdisziplinarität bei der Gestaltung des Studiums. Das heißt, es kann sehr technisch ausgelegt werden, muss es aber nicht. Die Studenten können ihren Schwerpunkt auch auf Gesellschaft, Management oder Verwaltung legen.
Wie erleben Sie Ihre Studentinnen? Worin sind Frauen vielleicht sogar besser als männer?
Wir beobachten, dass unsere Studentinnen sehr systematisch an die Aufgaben herangehen. In den Veranstaltungen sind sie sehr gut, nicht selten besser vorbereitet als ihre männlichen Mitstreiter. Sie betrachten Probleme und Herausforderungen ganzheitlich und strahlen einen angemessenen Respekt vor den ihnen gestellten Aufgaben aus – das führt bei den komplexen Fragestellungen der Digitalisierung zu besseren Lösungen.
Was bedeutet es für den digitalen Fortschritt in Deutschland, wenn der IT-Frauenanteil weiterhin so gering bleibt?
Die Digitalisierung führt zu tiefgreifenden Veränderungen in unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Wenn man zu einem solchen Thema und den damit einhergehenden Problemen Entscheidungen trifft, kann man nicht einfach 50 Prozent der Bevölkerung außen vor lassen. Daher bin ich davon überzeugt: Wir werden die Digitalisierung in Deutschland nur dann meistern, wenn wir genug Frauen dafür gewinnen. Wir müssen sie auf die Positionen bringen, auf denen sie wirklich etwas gestalten können.
Angenommen eine junge Frau interessiert sich für IT-Themen, traut sich aber nicht zu, dies auch zu studieren. Was würden Sie ihr raten?
Wenn eine junge Frau ihr Bachelorstudium sehr gut abgeschlossen hat und sich dabei auch Grundlagen der (Wirtschafts-)informatik angeeignet hat, sollte sie keine Angst haben vor einem Wirtschaftsinformatikstudium bei uns. Die Grundlagen zu meistern, ist nicht Rocket Science. Eine Studentin, die ihre Arbeit ehrlich und gewissenhaft abliefert, wird dabei keine Probleme haben. Und nach dem ersten Semester hat sie große Freiheit, ihr Studium selbst zu gestalten und an spannenden, praxisrelevanten Forschungsthemen mitzuarbeiten. Ob ein Unternehmen oder eine Gesellschaft die Digitalisierung meistert, entscheidet sich nicht in der Technik, sondern im Management, der Strategie und der Wirkung auf die Menschen. Und genau dafür bilden wir unsere Studenten aus.
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