Lesetechniken - Leitfaden für besseres Lesen & Verstehen

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Endlich die ganze Uni-Lektüre meistern!

Foto: unsplash/chuttersnap

Lesetechniken - Leitfaden für besseres Lesen & Verstehen

Das Lesen und Bearbeiten großer Mengen von Texten und Fachlektüre ungeliebter aber leider auch unvermeidbarer Bestandteil eines jeden Studis. Und da der sogenannte “Nürnberger Trichter” – ein großer Trichter, den man am Kopf ansetzt, damit mühelos Wissen hineinfließt – auch nach 500 Jahren noch nicht erfunden ist, müssen wir dieser Flut an Lesestoff anders Herr werden.
Der folgende Leitfaden soll dir daher einige Anregungen geben, einen Text schneller lesen und seinen Inhalt leichter und nachhaltiger erfassen zu können. Dazu stellen wir verschiedene Strategien vor, die je nach Textart und Leseziel unterschiedlich kombiniert werden können.

1. Vorbereitung ist Alles!

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  • Da ein Leseprozess aus den drei Phasen „Vorbereitung“, „Durchführung“ und „Nachbereitung“ besteht, empfiehlt es sich, nicht sofort mit dem Lesen zu beginnen. Stattdessen solltest du zunächst die Lesestrategie zu bestimmen, die zu der jeweiligen Lesesituation und dir passt. Wähle dafür zunächst einen Zeitpunkt aus, in dem du dich gut konzentrieren kannst und finde einen geeigneten und störungsfreien Ort. Lege dann einen Zeitrahmen fest, bis wann du was gelesen haben möchtest. Und um konzentriert zu bleiben, solltest du das Lesen in mehrere Etappen unterteilen und genügend Pausen zwischendurch einplanen.

  • Anschließend solltest du dir darüber klar werden, welches Ziel du mit dem Lesen eines Textes verfolgen und wie gründlich du ihn dementsprechend bearbeiten musst: Suchst du beispielsweise nach bestimmten Informationen, willst du den Gedankengang des Autors nachvollziehen oder musst du den gesamten Text für eine Prüfung lernen?

  • Nachdem das alles geklärt ist, verschaff dir nun einen Überblick über den Text, um zu sehen, welche Passagen für dein Leseziel interessant sind: Blättere den Text durch und lies nur die Anfänge der einzelnen Absätze. Versuche dabei wesentliche Substantive und Verben zu identifizieren, um den Text besser einordnen zu können. Bei Bedarf kannst du anschließend die wesentlichen Aussagen des Textes in eigenen Worten schriftlich zusammenfassen.

  • Tipp: Konzentriere dich bei diesem diagonalen Lesen besonders auf Einleitungs- und Schlusskapitel sowie Kapiteleinleitungen, da diese in der Regel die wichtigsten Informationen enthalten.Zum gezielteren Lesen und als Lektüre-Stütze, kannst du anschließend W-Fragen an den Text bzw. die einzelnen Passagen stellen. Dadurch siehst du nach der Lektüre nicht nur, ob du alles verstanden hast, sondern auch, ob du noch weitere, über den Text hinausgehende Informationen brauchst.

2. Je schneller, desto besser, bitte!

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  • Um schneller lesen zu können, solltest du weder laut noch innerlich das Gelesene mitsprechen, da sich sonst das Lesetempo automatisch an die langsamere Sprechgeschwindigkeit anpassen. Auch das Entlangfahren mit einem Finger unterhalb der zu lesenden Zeile und das Zurückspringen der Augen auf bereits gelesene Textabschnitte führen zu einer Reduzierung deines Lesetempos.

  • Versuche stattdessen, beim Lesen mit deinen Augen vorwärts zu drängen. Halte den Kopf dabei ruhig und bewege nach Möglichkeit nur die Augen, um unnötige Zeit zu sparen. Je schneller du liest, desto mehr musst du dich konzentrieren und desto weniger schweifen deine Gedanken ab. Dies führt nicht nur dazu, deine Merkfähigkeit zu steigern, sondern hilft auch dabei, schneller zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen zu unterscheiden.

  • Wenn du dein Lesetempo gezielt trainieren möchtest, darfst du nicht zu perfektionistisch sein, sondern solltest anfängliche Fehler und Unsicherheiten ignorieren. Die Steigerung der Leseeffizienz erfordert viel Übung und zunächst kommt es nur auf die richtige Blicksteuerung und noch nicht auf das Verständnis des Textes an. Du wirst überrascht sein, wie viel du dennoch unbeabsichtigt vom gelesenen Text aufnehmen wirst, da diese Informationen in dein Unterbewusstsein übergegangen sind.

  • Halte beim Lesen einen Abstand von 35-40 cm zum Text ein, um nicht nur einzelne Worte, sondern ganze Wortgruppen von 3-4 cm Länge mit jeweils einem Blick erfassen zu können. Dadurch sparst du doppelt Zeit: Zum einen musst du nicht jedes Wort einzeln lesen und zum anderen kannst du direkt den Sinn der ganzen Wortgruppe erfassen. Bleibt dabei jedoch stets entspannt und setz dich nicht unter Druck.

  • Nach dem Pareto-Prinzip enthalten 20 % eines Textes 80 % der Informationen – es genügt also, wenn du lediglich die richtigen 20 % eines Textes liest und verinnerlichst. Daher kannst du viel Zeit einsparen, wenn du die wichtigsten Passagen eines Textes identifizierst und dich diesen gezielt und schwerpunktmäßig widmest.

3. Was tun bei Verständnisschwierigkeiten?

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  • Um einen Text besser zu verstehen, können Hintergrundinformationen über das Buch bzw. die Zeitschrift, den Autor und dessen Einstellung zum jeweiligen Thema hilfreich sein. Außerdem solltest du dir dein Vorwissen aus Vorlesungen oder Seminaren in Erinnerung rufen, es beim Lesen mit den Aussagen des Textes abgleichen und dir passende Beispiele überlegen. Ein kritisches Hinterfragen und das Bilden deiner eigenen Meinung sind in diesem Zusammenhang besonders vorteilhaft.

  • Tipp: Lies anspruchsvolle Texte in besonders kleinen Etappen und leg nach jeweils 10-15 Minuten eine Pause ein, um deine Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten, sodass du dich dem Text stets mit voller Konzentration widmen kannst.

  • Um den Gedankengang des Autors besser nachzuvollziehen, kannst du dir die Gliederung zu Hilfe nehmen und zudem die im Text enthaltenen Informationen auf einem separaten Notizzettel systematisch ordnen.

  • Bei unverständlichen Sätzen empfiehlt es sich, zunächst über diese Stellen hinwegzulesen und erst im Nachhinein zu versuchen, den Gedankengang im Gesamtzusammenhang nachzuvollziehen. Darüber hinaus solltest du den Text nach dem Durcharbeiten noch einmal diagonal lesen und dabei besonderes Augenmerk auf deine hervorgehobenen Stellen richten, um ihre Bedeutung im jeweiligen Kontext besser zu verstehen.

4. Strukturiertes Auseinandersetzen

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  • Es empfiehlt sich, im Text wichtige sowie unklare Stellen zu markieren und sich Notizen zu machen. Gleichzeitiges Lesen und Bearbeiten solltest du jedoch aufgrund des Ablenkungsrisikos vermeiden. Darum zuerst den Text(-abschnitt) einmal durchlesen, anschließend nur die wirklich relevanten Stellen markieren und erst im dritten Schritt deine Hervorhebungen durch Notizen bewerten.

  • Um den Überblick zu behalten, sollten maximal 10-25 % des Textes angestrichen werden. Setz die Farben dafür am besten systematisch ein, indem du wenige verschiedene Farben verwendest und beispielsweise Begriffe stets gelb, Merkmale/Elemente in grün und alle Beispiele in blau markierst. Außerdem können verschiedene Markierungstechniken wie Kringel, doppelte und Schlangenlinien verwendet werden.

  • Alternativ gibt es auch die Methode des Schwärzens: Dabei streichst du alle unwichtigen Informationen mit einem dicken schwarzen Filzstift durch, um die wesentlichen Aussagen des Textes herauszustellen. Diese ungewöhnliche Vorgehensweise mag dich zunächst viel Überwindung kosten. Erfahrungen zufolge, sei es jedoch sehr hilfreich, sich von allen unwichtigen Informationen zu lösen und nur die subjektiv relevanten Inhalte übrig zu lassen.

  • Damit du später noch weißt, weshalb eine bestimmte Stelle markiert oder geschwärzt ist, solltest du am Rand entsprechende Notizen machen und/oder bestimmte Symbole verwenden.

  • Tipp: Überleg dir ein eigenes System mit Symbolen, Markiertechniken und Farben zur Textbearbeitung und behalte es bei. So kannst du später das Verständnis von Texten, die du vor langer Zeit gelesen hast, viel schneller wieder erfassen.

5. How to Nacharbeiten?

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  • Nachdem du einen Text gelesen hast und ihn nach dem Markieren und Notizen machen noch einmal überflogen hast, solltest du nun überprüfen, ob alle an den Text gestellten Fragen beantwortet und dein Leseziel erreicht wurden ist. Danach solltest du deine Notizen überarbeiten bzw. ergänzen und dir weiterführende Gedanken machen.

  • Weitere nützliche Möglichkeiten zur Nachbereitung sind ebenfalls die Erstellung einer MindMap, das Schreiben einer Zusammenfassung und/oder sich mit anderen Kommilitonen über den Inhalt auszutauschen.


Noch mehr Tipps und Infos:

Backwinkel, Holger 2009: Schneller lesen. Zeit sparen, das Wesentliche erfassen, mehr behalten. 5., aktual., Aufl. München.

Chevalier, Brigitte 2002: Effektiv lesen. Lesekapazität und Textverständnis erhöhen. Frankfurt a.M.

Metzger, Christoph 2008: Lern- und Arbeitsstrategien. Ein Fachbuch für Studierende an Universitäten und Fachhochschulen. 10., überarb. Aufl. Oberentfelden.

Schmitz, Wolfgang 2009: Schneller lesen – besser verstehen. 4. Aufl., Orig.- Ausg. Reinbeck.