Dinge, die du wissen solltest, bevor du ein Jura-Studium beginnst

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Welche Vorurteile sind wahr oder falsch?

Foto: unsplash/Wesley Tingery

Dinge, die du wissen solltest, bevor du ein Jura-Studium beginnst

Rechtswissenschaften bzw. Jura steht bei Studierenden hoch im Kurs und zählt jedes Jahr aufs Neue zu den beliebtesten Studienfächern. Gleichzeitig soll es auch einer der härtesten Studiengänge überhaupt sein. Berichte über gestresste Studenten, am Rande des Wahnsinns, sind immer wieder im Umlauf. Doch wie viel Wahrheit steckt da wirklich drin? Hier findest du heraus, was du vor dem Jurastudium beachten solltest und was du sonst alles über dieses Studium wissen musst.

1. Voraussetzungen für ein Jurastudium: Das muss mit.

Populäre Studiengänge nähren oft Konkurrenz und Auslese. Denn wo der Bewerbungsandrang hoch ist, entscheidet in der Regel der NC. Als formale Voraussetzung brauchst du für ein Jurastudium einen gewissen Notendurchschnitt, der in der Höhe jedes Jahr unterschiedlich ausfällt, sich aber meistens zwischen 1,3 und 2,9 bewegt. Im Sommersemester lockert sich das Ganze. Der Grund dafür: weniger Bewerbungen führen zu einem überschaubaren Ansturm und damit zu weniger Konkurrenz.
Manche Universität öffnet ihre Türen sogar zulassungsfrei. Falls du doch eine Traum-Uni hast und den gewünschten Schnitt im Abitur nicht geschafft hast, musst du dich wahrscheinlich auf ein Wartesemester einstellen. In diesem Fall bietet sich ein Praktikum an, denn du erhältst bereits Einblicke in die Arbeitswelt eines Juristen und ein Praktikum wird immer als positiv bei der Bewerbung gewertet.

2. Praktikum vor Studienbeginn ist keine Pflicht, aber eine gute Idee!

Falls du ein Praktikum absolvieren möchtest, kannst du in die folgenden Bereiche gehen:

  • Großkanzlei

  • Unternehmen

  • Gericht

  • Verwaltungsbehörde

  • Staatsanwaltschaften

  • Notarkanzleiei

Es gibt also einige Bereiche, in denen du ein Praktikum machen kannst. Darüber hinaus, kannst du dir das vielleicht später anrechnen lassen, denn viele Universitäten verlangen mittlerweile ein Pflichtpraktikum von Jurastudenten. Das musst du meistens nach dem 2. Semester absolvieren und das während deiner vorlesungsfreien Zeit. Wenn du aber davor schon ein Praktikum gemacht hast, kannst du dich informieren, ob es dir angerechnet werden kann. Somit hast du mehr Zeit während dem Studium und musst dich nicht nochmal um einen Praktikumsplatz bemühen. Aber auch andere Möglichkeiten kommen vor dem Jurastudium in Betracht. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten? Somit kannst du die Zusammenhänge und Lösungen im Jurastudium besser nachvollziehen und hast schon Erfahrung.

3. Hochschule oder Uni – Bachelor oder Staatsexamen?

Wer Rechtswissenschaften an der Hochschule studiert, schließt nach einer Regelstudienzeit von sechs Semestern mit einem Bachelor of Laws ab. Eine interessante Alternative, wenn du schnell im Wirtschaftsrecht oder Rechtsmanagement einsteigen möchtest. Schon nach drei Jahren geht es hier für dich ins Berufsleben oder in einen weiterführenden Master, der nochmal Zusatzqualifikationen draufpackt und tiefer in die Rechts-Materie greift.
Mehr Zeit, Aufwand und Fleiß braucht es dagegen im klassischen Jurastudium mit abschließendem Staatsexamen, welches nur an Universitäten möglich ist. Hier legst du nach neun Semestern die erste juristische Prüfung ab: das erste Staatsexamen. Für viele ist das eine Herkulesaufgabe, betrachtet man die Durchfallquote von über 20 Prozent. Es folgen ein zweijähriges Referendariat und schließlich das zweite Staatsexamen. Nach frühestens sieben Jahren betreten die Übergebliebenen dann als Volljuristen den Gerichtssaal.

4. Wie hoch ist der Lernaufwand in Jura?

Der Lernaufwand im Jurastudium sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Vor allem für das 1. und 2. Staatsexamen wirst du einiges lernen müssen. Dafür gehen die Meisten sogar extra in sogenannte Repetitorien, die ihnen helfen sollen, das ganze Lernpensum zu bewältigen und den Lernstoff auch gut zu verstehen. Das kann ziemlich teuer werden, denn private Repetitorien können bis zu 200 Euro im Monat kosten. Um die Kosten zu umgehen, kannst du auch in Repetitorien gehen, die von der Uni angeboten werden. Alleine solltest du den Stoff allerdings nicht lernen, denn der Lernaufwand ist sehr hoch und du kannst schnell den Überblick verlieren.

5. Jahrelanges Lernen ist leider unvermeidlich!

Falls dir in den ersten und späteren Semestern Scheine ausgestellt werden, musst du in früheren Semestern höchstwahrscheinlich nur eine Klausur in einem Grundlagenfach und eine Hausarbeit schreiben. Ansonsten kommen die Klausuren im Öffentlichen Recht, Bürgerlichen Recht und Zivilrecht auf dich zu. So richtig ans Eingemachte geht es dann bereits in den Zwischenprüfungen. Dafür solltest du dich gut vorbereiten, denn wenn du zwei Mal durchfällst, ist Jura für dich vorbei.
Auf jeden Fall brauchst du viel Disziplin und Motivation, um den Lernaufwand in Jura zu bewältigen. Der Lernstoff ist sehr viel höher und härter als in der Schule und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Lerngruppen bieten sich immer gut an, denn hier kannst du Dinge erfahren, die du alleine vielleicht übersehen hättest. Ganze Gesetze auswendig lernen musst du in Jura übrigens nicht wirklich, das ist ein weit verbreiteter Aberglaube.

6. Jobaussichten: Das erwartet dich nach dem Jurastudium.

Die klassischen Jura-Berufe für Volljuristen sind Richter, Notar, Staats- und Rechtsanwalt. auch außerhalb der reglementierten juristischen Berufe viele Möglichkeiten – von der Wirtschaftsprüfung bis zum Informationsrecht. Je nach Bezug und Schwerpunkt des Studiums kommen verschiedene Tätigkeiten in Frage.
Anwälte können sich dafür auf vielen Gebieten spezialisieren: Von Strafrecht über Familienrecht bis Insolvenz- oder Steuerrecht existieren viele Bereiche innerhalb des Rechtssystems. Viele examinierte Jura-Absolventen arbeiten als selbstständige Anwälte. Weitere Berufsfelder sind der öffentliche Dienst und die öffentliche Verwaltung.

7. deine Einstiegsmöglichkeiten hängen maßgeblich von den Examensnoten ab

Im Staatsdienst (also als Staatsanwalt, Richter oder Notar) kann nur arbeiten, wer ein Prädikatsexamen gemacht hat. Ein Examen gilt dann als Prädikatsexamen, wenn es mit „vollbefriedigend“ bewertet wurde.

Auch die großen Wirtschaftskanzleien – zum Beispiel Hengeler Mueller, Clifford Chance und Freshfields Bruckhaus Deringer – legen Wert auf gute Noten. Dass beide Staatsexamen mit "vollbefriedigend" abgeschlossen wurden, ist aber nicht mehr zwingend notwendig, um zum Interview eingeladen zu werden – auch mit 8 Punkten bestehen Chancen, wenn der Lebenslauf ansonsten überzeugt. 

8. Grundsätzlich gilt: Lernbereitschaft ist Pflicht!

Außerdem zählt als persönliche Voraussetzung für ein Jurastudium die Fähigkeit, sich schriftlich wie mündlich verständlich ausdrücken zu können. Dazu ist Abstraktionsvermögen notwendig. Juristen müssen Konflikte aushalten und Niederlagen ertragen können. Du solltest dich außerdem mit gesellschaftlichen und politischen Themen beschäftigen sowie Fremdsprachenkenntnisse mitbringen. Für das Studium selbst gilt: Fleiß, Disziplin, ein gutes Gedächtnis, Ausdauer und eine schnelle Auffassungsgabe sind unerlässlich.