15 Tipps rund um den Berufseinstieg

Vom Hörsaal zum Arbeits-platz

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Der Schritt ins Berufsleben kann schon etwas furchteinflößend sein. Der erste Vollzeitjob mit 40-Stunden-Woche, die vielen Einstiegsmöglichkeiten, Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche führen, vielleicht in eine andere Stadt ziehen. Aber wenigstens bei einer Sache besteht kein Grund zur Sorge: Laut Bundesagentur für Arbeit lag die Arbeitslosenquote für Akademiker:innen 2022 bei nur 2,2 Prozent. Das ist weit unter dem Bundesdurchschnitt und entspricht quasi einer Vollbeschäftigung.

Obwohl sich nicht alles bis ins kleinste Detail planen lässt, kannst du schon während oder gegen Ende des
Studiums einiges tun, um gut vorbereitet in die neue Lebensphase zu starten.

1. (Grob) Karriereziele definieren

Beginne schon im Studium mit der Karriereplanung. Überlege dir, in welchem Bereich du gern arbeiten möchtest und welche Qualifikationen du dafür benötigst. Sondiere regelmäßig den Arbeitsmarkt deiner gewünschten Branche und halte dich so auf dem Laufenden, welche spannenden Jobs sich dort bieten. Natürlich musst du noch nicht wissen, wo du beruflich in 15 Jahren stehen willst. Karriereziele können sich entwickeln und wandeln. Sei offen für Veränderungen, die sich auf unterwegs ergeben. Auch mal Umwege zu gehen, kann spannend sein!

2. Qualifikationen erwerben

Während des Studiums Qualifikationen zu erwerben, ist wichtig, um deine beruflichen Chancen zu verbessern und dich von anderen Bewerber:innen abzuheben. Ob Praktika, Sprachkurse, ein Ehrenamt oder Zertifikate in Softwareanwendungen oder Programmiersprachen: Mit solchen Stationen im Lebenslauf weckst du Interesse. Versuche, deine Aktivitäten gut über das Studium zu verteilen. Idealerweise bauen sie aufeinander auf und lassen so Zielstrebigkeit erkennen.

3. Networking betreiben

Knüpfe bereits während des Studiums Kontakte zu Organisationen und Unternehmen, bei denen du später gerne arbeiten würdest. Zum Beispiel durch den Besuch von Karrieremessen. Viele Arbeitgeber besitzen einen Talentpool, in dem potenzielle neue Mitarbeiter:innen gespeichert sind. Ist eine Stelle frei, wird darüber informiert. Vielleicht wirst du dort aufgenommen – auch, wenn du noch eins, zwei Semester studieren musst.

4. Sich online präsentieren

Auch soziale Netzwerke sind fürs Kontakten unerlässlich. Deshalb: Beginne frühzeitig damit, einen Account bei LinkedIn oder Xing anzulegen und zu pflegen. Denn beide Plattformen eignen sich hervorragend, um dich und deine Erfahrungen und Fähigkeiten zu präsentieren. Beteilige dich aktiv an Diskussionen in Fachgruppen und erstelle oder teile Inhalte, die deine Expertise und Interessen widerspiegeln. So erweiterst du dein Netzwerk und machst Eindruck bei potenziellen Arbeitgebern.

5. Eine:n Mentor:in suchen

Ein:e Mentor:in kann sehr wertvoll sein. Er oder sie kann dir dabei helfen, die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen, Unsicherheiten zu beseitigen und einen klaren Karriereweg zu zeichnen. Mentor:innen teilen wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse, die sie über Jahre gesammelt haben, und können dir Türen zu Netzwerken und Möglichkeiten öffnen, die sonst verborgen blieben. Eine solche Person findest du in berufsbezogenen Netzwerken, bei Alumni-Treffen deiner Universität oder auf Plattformen wie LinkedIn, wo viele erfahrene Fachleute gerne ihr Wissen teilen.

6. Über Einstiegsmöglichkeiten informieren

Direkteinstieg, Traineeprogramm oder ein Praktikum: Wege, um eine Karriere zu starten, gibt es viele. Hast du deinen Traumjob schon ganz klar vor Augen, ist wohl der Direkteinstieg goldrichtig. Möchtest du dich hingegen noch ausprobieren und nicht festlegen, ist vielleicht ein Traineeprogramm die perfekte Wahl. Dort durchläufst du nämlich verschiedene Abteilung und kannst nach und nach herausfinden, was dir wirklich liegt. 

7. Lebenslauf kontinuierlich pflegen

Es ist sinnvoll, den Lebenslauf schon während des Studiums immer wieder zu aktualisieren, um stets auf neue Chancen vorbereitet zu sein. Aktualisierungen reflektieren den neuesten Stand der akademischen Leistungen, Praktika und relevanter Projekte. Dies erleichtert die Bewerbung auf Praktika, Stipendien oder Jobs, da du schneller auf Ausschreibungen reagieren kannst und die Unterlagen immer bereit sind. Zudem hilft es, den eigenen Werdegang zu reflektieren und Lücken oder Entwicklungsmöglichkeiten rechtzeitig zu erkennen, um gezielt Erfahrungen zu sammeln, die die berufliche Laufbahn voranbringen.

8. Anschreiben formulieren

Obwohl nicht mehr alle Unternehmen ein Abschreiben fordern, ist es dennoch nach wie vor sehr gängig. Den Hauptteil solltest du stets individuell gestalten – angepasst an die ausgeschriebene Stelle und die besonderen Anforderungen und Werte des jeweiligen potenziellen Arbeitgebers. Allerdings: Haust du mehrere Bewerbungen raus, musst du nicht jedes Mal das Rad neu erfinden. Für Abschnitte wie Einleitung und Schlussteil oder Teile, in denen du beispielsweise deine Motivation und deine grundsätzlichen beruflichen Ziele beschreibst, kannst du gut und gerne Textbausteine vorformulieren und immer wieder verwenden.

9. Arbeitsproben sammeln

Sammle neben Zeugnissen auch fortlaufend Arbeitsproben zusammen, auf die du besonders stolz bist und die deine Fähigkeiten zusätzlich widerspiegeln. Das kann, abhängig vom Studienfach, ganz Unterschiedliches sein. Zum Beispiel Essays und Fallstudienanalysen, Software-Codes und technische Zeichnungen, Businesspläne und Simulationsprojekte, Publikationen und Wettbewerbspreise. Nicht wenige Arbeitgeber wünschen Derartiges, um sich ein besseres Bild von dir machen zu können.

10. Bewerbungsgespräch üben

Wenn du Praktika gemacht hast oder einen Studijob hattest, wird dir das Thema Bewerbungsgespräch nicht unbekannt sein. Dennoch ist es ratsam, sich schon während des Studiums weiter auf den Tag X vorzubereiten. Gehe zum Beispiel so daran: Beginne mit einer gründlichen Recherche über das Unternehmen, das dich interessiert. Verstehe dessen Ziele, Kultur und die spezifische Rolle, auf die du dich bewirbst. Erstelle dann eine kurze und knackige Selbstpräsentation und übe häufig gestellte Fragen, indem du mögliche Antworten formulierst. Diese sollten nicht „ausgelatscht“ sein, sondern deine Fähigkeiten und Erfahrungen hervorheben. Denke auch an eigene Fragen, die dein Interesse und deine Motivation zeigen. Spiele das Ganze ruhig mit Freund:innen durch oder nutze professionelle Beratungsangebote deiner Hochschule.

11. Auf Gehaltsverhandlungen vorbereiten

Du bist zwar Berufseinsteiger:in – aber verkaufe dich dennoch nicht unter Wert! Recherchiere das branchenübliche Gehalt, befasse dich mit den Themen Netto und Brutto und bewerte deine eigenen Qualifikationen realistisch. Setze dir ein klares Zielgehalt und übe die Verhandlung, um sicher aufzutreten. Bedenke auch, dass flexible Arbeitszeiten und Zusatzleistungen Teil des Vergütungspakets sein können. Übe, während des Gesprächs selbstbewusst zu bleiben. Im Idealfall hast du einen Plan B, falls deine Gehaltsvorstellungen nicht erfüllt werden.

12. Arbeitsrecht verstehen

Vor der ersten Vertragsunterzeichnung solltest du dich – wenigstens in Zügen – mit dem Arbeitsrecht auseinandersetzen, um deine Rechte und Pflichten zu kennen. Dies umfasst Themen wie die korrekte Berechnung deines Gehalts, die gesetzlich festgelegten Pausen und Arbeitszeiten, Kündigungsfristen sowie den Umgang mit Überstunden. Kenntnisse im Arbeitsrecht helfen dir auch, deine Ansprüche auf Urlaub und eventuelle Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld zu kennen. Bei Problemen, etwa ungerechtfertigten Abmahnungen oder Diskriminierung, bist du dann in der Lage, fundiert zu reagieren und deine Interessen effektiv zu verteidigen.

13. Sich mit Stressmanagement beschäftigen

Als Student:in weißt du natürlich, was Stress bedeutet und dass es überfordernde Phasen mit hohem Workload gibt. Im Job ist das jedoch oft nochmal eine andere Nummer. Meetings, Deadlines, Dienstreisen… Vorbei sind die Zeiten langer Semesterferien und der Möglichkeit, Dienstag spontan feiern zu gehen, weil du am Mittwoch erst um 14 Uhr Vorlesung hast. Obwohl sich vieles mit der Zeit entwickelt: Mit manchen Dingen kannst du dich schon im Vorfeld etwas befassen. Welche Art der Arbeitsorganisation funktioniert für dich am besten? Kannst du gut priorisieren? Fällt es dir leicht, um Hilfe zu bitten? Wie gehst du mit Druck, Kritik und Konflikten um? Frage dich auch, was du für eine gute Work-Life-Balance brauchst. Indem du frühzeitig lernst, deine Arbeitsbelastung zu managen, Grenzen zu setzen und ausreichend Zeit für Erholung und persönliche Interessen einzuplanen, legst du den Grundstein für eine gesunde, zufriedenstellende Karriere.

14. Zeitpunkt für den Bewerbungsstart festlegen

Es ist durchaus ratsam, schon vor Abschluss deines Studiums mit der Suche nach deinem ersten „richtigen“ Job zu beginnen. Zum Beispiel sechs Monate davor. So hast du genügend Zeit, um passende Stellen zu finden, dich zu bewerben und eventuell mehrere Bewerbungsrunden zu durchlaufen. Auf der anderen Seite: Schiebst du das Ganze auf die Zeit danach, kannst du dich ohne Ablenkung auf dein Studium und vor allem die Abschlussprüfungen konzentrieren. So mancher Bewerbungsprozess besteht auch aus mehrstufigen Interviews oder einem Assessment-Center. Überlege, ob du diese Doppelbelastung aushältst. Vielleicht möchtest du aber auch nach dem Studium erstmal eine Auszeit nehmen, durchatmen, auf Reisen gehen… Denn so viel Zeit wirst du im Leben möglicherweise nicht mehr zu schnell haben. 

15. Respekt, aber keine Angst haben

Zu guter Letzt: Keine Sorge, das wird schon. Vor dem ersten „richtigen“ Arbeitstag aufgeregt zu sein, ist völlig normal. Ebenso wie das etwas mulmige Gefühl, ob man den neuen Herausforderungen gewachsen ist. Hey, du hast ein Studium geschafft, das ist eine große Leistung! Du kannst sehr stolz auf dich sein. Und was jetzt alles auf dich wartet! Mehr Geld, interessante Menschen, spannende Aufgaben, die Chance, etwas zu bewegen. Wir wünschen dir viel Erfolg und dass du Erfüllung in diesem neuen Lebensabschnitt findest.