Karriere bei IT-Dienstleistern
Karriere bei IT-Dienstleistern
IT-Dienstleister sind quer durch alle Branchen gefragt. Wir zeigen drei Karrierewege für junge IT-Experten – vom öffentlichen Dienst über den klassischen Konzern bis zur Arbeit für NGOs.
Einen Monat nach dem Abitur schon eine Verbeamtung in der Tasche? So erging es Jannik Schmitz aus Düsseldorf. Dass der Technik-Enthusiast nach der Schule „irgendwas mit Computern und Informatik“ machen wollte, stand für ihn schon lange fest. Doch was und wo genau? Bei einer Berufsmesse lernte der heute 23-Jährige das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) kennen, den IT-Dienstleister des Bundes. Die Behörde sorgt dafür, dass die IT in den staatlichen Stellen reibungsfrei läuft, vom Auswärtigen Amt bis zum Zoll. Jannik entschied sich für das duale Studium der „Verwaltungsinformatik“, das ihn automatisch für die gehobene Beamtenlaufbahn im ITZBund qualifizieren sollte. „Gleich an unserem Einführungstag in Frankfurt wurden wir als Beamte auf Widerruf vereidigt“, erinnert er sich.
Motivierte IT-Nachwuchskräfte wie Jannik sind in Deutschland gefragt und umworben wie noch nie. Kein Wunder, Behörden und Ministerien konkurrieren in Zeiten des demographischen Wandels mit Unternehmen und internationalen Konzernen um die klügsten digitalen Köpfe. 82.000 offene Stellen für IT-Spezialisten gibt es laut dem Digitalverband Bitkom derzeit in Deutschland. Für junge Experten bietet die Branche daher vor allem eines: viele Einstiegschancen und Aufstiegsmöglichkeiten.
Behüter der IT des Bundes
Eine Option für zukünftige IT-Professionals ist die Arbeit im öffentlichen Dienst. Erfahrung in der Branche ist dabei nicht unbedingt Voraussetzung. Um dem Fachkräftemangel zu trotzen, bildet das ITZBund seine Nachwuchskräfte gleich selbst aus – zum Beispiel im Rahmen der dualen Studiengänge „Praktische Informatik“ oder, wie Jannik, „Verwaltungsinformatik“. Seine Kommilitonen und er lernten während des Diplomstudiengangs in Münster nicht nur das Programmieren und den Umgang mit Netzwerktechnologien, sondern beschäftigten sich auch mit Themen wie Verwaltungsrecht und Personalführung. Im Rahmen dreier Praktika in unterschiedlichen Abteilungen des ITZBund konnte Jannik die Arbeit der Behörde von innen kennenlernen.
Öffentlicher Dienst: Sicher und flexibel
Seit Februar 2019 arbeitet er in der Dienststelle des ITZBund in Köln. Dort ist er vor allem für die Wartung der Netzwerkkomponenten des Bundes zuständig. Wo auch immer es Störungen gibt, sucht Jannik deren Ursachen und tauscht gegebenenfalls Komponenten aus, damit Beamten, Bürger und Behörden wieder problemlos miteinander kommunizieren können. „An meinem Job liebe ich die Abwechslung“, sagt Jannik, „ich sitze nicht den ganzen Tag vor dem Computer, sondern bin oft in unseren Rechenzentren und Außendienststellen unterwegs.“ Auch sonst schätzt er die Arbeit im öffentlichen Dienst – die flexible Gleitzeit, den sicheren Arbeitsvertrag und die steilen Aufstiegschancen.
Trotz seines sicheren Arbeitsverhältnisses will sich Jannik nicht zurücklehnen, er hat noch große Pläne. „Das ITZBund ist eine junge Behörde mit vielen offenen Stellen. Man hat viele Möglichkeiten nach oben zu kommen.“ Über 3000 Mitarbeiter arbeiten an zwölf Dienststellen für die Behörde. Um sich weiter zu qualifizieren und bald mehr Verantwortung zu übernehmen, hat er sich für das berufsbegleitende Masterstudium der Wirtschaftsinformatik an einer Fern-Universität eingeschrieben.
Medienhäuser fit für die Zukunft machen
Alina Fankhänel aus Bielefeld hat bereits ihren Wirtschaftsinformatik-Bachelor in der Tasche. Statt in den öffentlichen Dienst zog es sie aber in die Privatwirtschaft. Ihre Mission: die Medien- und Entertainmentbranche ins digitale Zeitalter zu hieven. Heute arbeitet die 24-Jährige als Projektmanagerin bei Arvato Systems in Gütersloh, einer Tochtergesellschaft von Bertelsmann. Dort berät sie namhafte Unternehmen aus der Medienbranche in punkto Digitalisierung und Cloud-Transformation. „Wir wollen unseren Kunden moderne Architekturen und Cloud-Lösungen näherbringen“, erklärt Alina. Dafür ist sie fast jede Woche unterwegs – insbesondere bei Verlagen und Medienhäusern. „Wir können deren Anforderungen am besten aufnehmen, wenn wir direkt vor Ort sind.“
Stets am Puls von neuen Entwicklungen
Alina begleitet die jeweiligen Projekte vom Kick-off über die Realisierung bis hin zum Abschluss. Dabei hat sie stets alle Anforderungen, Projektpartner und Deadlines im Blick. Die nötigen Skills im Bereich Projektmanagement eignete sie sich im Studium an und erweiterte diese in der unternehmerischen Praxis. „Ich habe mittlerweile einen Baukasten aus unterschiedlichen Methoden des Projektmanagements.“
Um am Puls der Zeit zu bleiben, belegt Alina aktuell den berufsbegleitenden Master-Studiengang „IT-Management and Information Systems“ an der Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn. Durch den Austausch mit Kollegen, Kommilitonen und Professoren weiß sie immer, welche technologischen Entwicklungen gerade im Kommen sind. Ihr Tipp an andere Berufsanfänger in der IT-Dienstleistungsbranche: „Das Wichtigste ist, dass man stets offen gegenüber Neuem bleibt – weil man in unserer Branche ständig mit neuen Technologien konfrontiert wird.“
IT-Projekte für gesellschaftlichen Mehrwert
Der studierte Medieninformatiker Leonhard Kugler hat dem klassischen IT-Consulting für Business-Kunden den Rücken gekehrt. Er arbeitet mittlerweile nur noch für Kunden, deren gesellschaftliche Philosophie er teilt. Das war nicht immer so: Nach einer kaufmännischen Ausbildung und einem Studium der internationalen Medieninformatik in Berlin arbeitete der 38-Jährige zunächst als IT-Freiberufler in der Startup-Szene. Doch bald war ihm die Software-Entwicklungsarbeit für Gründer nicht mehr genug. „Irgendwann dachte ich mir: Ich will mit Hilfe der IT lieber Dinge generieren, die gesellschaftlichen Nutzen schaffen.“
Mit Freunden gründete Leonhard in Leipzig das Unternehmen about:source , eine Agentur für Webentwicklung, die hauptsächlich Nichtregierungsorganisationen und deren Kampagnen und Aktivitäten betreut. Die Agentur hat sich auf Software-Entwicklung spezialisiert: So setzten Leonhard und seine Kollegen für „ProAsyl“ eine Kampagnenseite für den Flüchtlingsschutz um und betreuen die Webauftritte und Kampagnen von „Campact“, einer NGO, die Online-Petitionen an politische Entscheidungsträger richtet.
IT-Experten entscheiden als Kollektiv
Eine Sache ist Leonhard besonders wichtig: „Wir unterstützen nur Projekte, deren Werte wir teilen.“ Welche Projekte das sind, entscheiden die Mitarbeiter gemeinsam. „Wir sind als Kollektiv organisiert. Bei relevanten Entscheidungen hat jeder eine Stimme.“ Ob Umweltschutz, Menschenrechte oder das Engagement gegen Rassismus: Die Motivation sei umso größer, je mehr gesellschaftliche Ziele man mit dem Kunden teile. Auch bei der Suche nach neuen Mitarbeitern spiele der ähnliche Blick auf die Welt und die Lust auf die Arbeit im Team eine große Rolle.
Neben Websites programmiert sein Team auch immer wieder aufwändigere Tools – etwa Mobilisierungswerkzeuge oder ein Petitionstool für NGOs. Zuletzt entwickelte die Agentur Werkzeuge für die großen Klima-Aktionstage im Rahmen des weltweiten Klimastreiks. Der Umweltschutz ist für Leonhard ein Herzensthema. Aufgewachsen im Wendland, war er schon früh in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv und engagierte sich bei Greenpeace. Heute ist er stolz auf seine Arbeit als IT-Experte: „Es fühlt sich gut an, dass unsere Infrastruktur Menschen mobilisiert und dazu motiviert, ihre Stimme zu erheben.“ Er ist sich sicher: IT-Experten können auf diese Weise auch die Welt ein Stück besser machen.
Das klassische Arbeitszeitmodell mit 40 Stunden an fünf Tagen pro Woche und vor Ort im Unternehmen hat noch nicht ausgedient. Es gibt inzwischen aber eine Vielzahl neuer Modelle, die die klassischen Strukturen aufbrechen. Wir stellen drei davon vor.