Es muss nicht immer Österreich sein

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Raus in die Welt!

Es muss nicht immer Österreich sein

Neben dem Alpenland gehören die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz zu den beliebtesten Ländern für ein Auslandssemester. Diese drei Studentinnen haben hingegen „ausgefallenere“ Gefilde erkundet.

Offenheit mit Regeln

„Während viele Studierende im Auslandssemester eher wenig mit Einheimischen in Kontakt kommen, war ich in meinen Kursen meist die einzige „Exotin“. Insgesamt waren wir nur 13 Nicht-Ägypter an der Uni. Überrascht hat mich, dass Burkas auf dem Campus verboten sind. Die Begründung: Die Identitätsüberprüfung einer Person im Rahmen einer Lehrveranstaltung müsse immer gewährleistet sein. Ebenfalls untersagt: jeglicher Körperkontakt zwischen männlichen und weiblichen Studierenden. So wurde eine kurze Umarmung zur Begrüßung zu einem flüchtigen Winken.

Meine Eltern hatten schon einige Bedenken. Vor allem wegen der politischen Instabilität. Unsicher habe ich mich jedoch nie gefühlt. Ich hatte auch nicht das Gefühl, mich kulturell stark anpassen zu müssen und habe nie ein Kopftuch getragen. Die dortigen Gepflogenheiten sollte man trotzdem respektieren und darauf achten, weder Schultern noch Knie zu zeigen.“

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Nadine Hengelmüller studiert Export-oriented Management an der Fachhochschule IMC Krems. Für ein Semester war sie an der Misr International University in Kairo.

Essen & Lesestoff satt

„Jeder, der behauptet, er habe außerhalb Mexikos gutes mexikanisches Essen probiert, hat gelogen! Mit dem ‚richtigen‘ mexikanischen Essen kann man nichts vergleichen. Lecker! Es ist das gesellschaftliche Bindeglied und an fast jeder Straßenecke findet man einen Taco-Stand.

Die Menschen hier sind sehr offen, sodass ich mich im Studentenleben gleich gut aufgenommen gefühlt habe. Das Studium ist allerdings viel anstrengender als in Deutschland. Pro Woche muss ich bis zu 400 Seiten lesen und jeder Kurs dauert vier Stunden. Die Vielfalt an Musik und Tänzen hilft da beim Abschalten.

Leider haben sich schon ein paar Vorurteile bestätigt. Taschendiebstahl zum Beispiel. Und die hohe Luftverschmutzung. Was ich allerdings widerlegen kann: Der Verkehr ist gar nicht so chaotisch. Jeder weiß, was er zu tun hat.“

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María Rath absolviert  ein Auslandssemester an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko-Stadt. Sonst studiert sie Interdisziplinäre Lateinamerikastudien an der FU Berlin.

Mal gestern, mal heute

„Als ich nach Litauen ging, dachten viele meiner Bekannten, dass ich nun am Ende der Welt leben würde. Das hatte sich allerdings nach ein paar Skype-Telefonaten erledigt, bei denen ihre Verbindung schlecht war als meine. Schließlich gehört Litauen zu den Ländern mit dem schnellsten Internet in Europa.

Ich war im Winter dort. Heißt: Wenn ich um 15 Uhr aus der Uni kam, war es fast immer schon finster. Drei Wochen lang herrschten sogar -20 Grad. Besonders gemütlich war es da in einem der vielen Book Cafés, in denen man beim Kaffeetrinken in Büchern schmökern kann.  

Am meisten überrascht hat mich die sehr widersprüchliche Hauptstadt Vilnius: Business-Viertel mit Glaspalästen wechseln sich ab mit riesigen sowjetischen Einkaufszentren und verschnörkelten Rokoko-Bauten. Und es gibt eine sehr lebendige LGBT-Community, die sich der Diskriminierung widersetzt, sowie eine polnische Community, die hier auf die Straße ging, als in Polen ein absolutes Abtreibungsverbot durchgesetzt werden sollte.“

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Für ihren Osteuropastudien-Master hat Marita Gasteiger nicht nur in Wien, sondern auch in Vilnius studiert.