Interview: Der Brexit und das Auslandsstudium

Fish 'n' Chips nach der Uni?

Foto: DAAD-Experte Dr. Stephan Geifes

Interview: Der Brexit und das Auslandsstudium

Seit Februar 2020 ist Großbritannien raus aus der EU. Wer trotzdem zum Studium auf die Insel will, muss einiges beachten, weiß Dr. Stephan Geifes, Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD.

Herr Dr. Geifes, ist durch den Brexit ein Auslandsstudium im Vereinigten Königreich überhaupt noch möglich?

Grundsätzlich ist die Entwicklung nicht schön und wir hätten uns das anders gewünscht. Zugleich muss man aber sagen: Es ist nicht alles vorbei. Einiges wird schwieriger, aber es gibt weiterhin Möglichkeiten für eine Studium vor Ort.

Ok, dann lassen Sie uns mit den guten Nachrichten beginnen.

Bis Mai 2023 funktioniert der Austausch mit Großbritannien im Erasmus+-Programm noch nach den alten Regeln, also wie vor dem Brexit. Denn die Verträge zwischen den Hochschulen laufen immer über mehrere Jahre. Was also ein Stipendium und die Befreiung von Studiengebühren betrifft, ist demnach alles weiterhin gesichert. Zudem ist vor Kurzem die neue Programm-Generation von Erasmus+ gestartet. Damit können Hochschulen ihre Studierenden nun in die ganze Welt schicken – auch ins Vereinigte Königreich. Voraussetzung ist jedoch, dass die aufnehmende Hochschule auf die Studiengebühren verzichtet. Ich vermute, dass die Anzahl der Kooperationen dadurch sinken wird, es wird sie aber weiterhin geben.

Und nun zu den schlechten…

Was sich bereits jetzt geändert hat, sind die aufenthaltsrechtlichen Rahmenbedingungen. Wer zum Beispiel länger als sechs Monate im Land bleibt, braucht ein Visum. Auch unsere Krankenversicherung gilt nicht mehr und man darf nebenher nicht mehr jobben, wenn man ohne Visum fürs Studium bis sechs Monate kommt. Schwierig wird es zudem beim Praktikanten-Austausch. Bis 2023 läuft das noch problemlos, wie es danach weitergeht, steht allerdings in den Sternen. Dann gilt dies als „Arbeitsmigration“ und man braucht ein Arbeitsvisum, was viel Bürokratie bedeuten kann.

Wie ist denn die Lage für Studierende, die ein Vollstudium in Großbritannien absolvieren möchten?

Für sie wird es nach dem Brexit nun teuer. Bisher waren Studierende aus der EU den Briten gleichgestellt und mussten nur die sogenannten „home tuition fees“ zahlen. Jetzt haben sie den gleichen Status wie Studierende aus Asien, Afrika oder Südamerika. Heißt: Man hat keinen Zugang mehr zum britischen Studienkreditsystem und die Studiengebühren steigen um das Drei- bis Vierfache. Rund 25.000 Euro pro Studienjahr – damit sollte man rechnen. DAAD-Stipendiaten können jedoch etwas aufatmen: Für die nächsten zwei Jahre wurde der Zuschuss zu den Studiengebühren auf bis zu 18.000 Euro pro Studienjahr angehoben.

Neben dem Brexit hat vor allem Corona so manchen Auslandsaufenthalt verhagelt. Kann man nun wieder mit Freude planen?

Absolut! Wenn man dies verantwortungsbewusst angeht und die länderspezifischen Bestimmungen beachtet, spricht nichts dagegen. Ich selbst habe zwei Jahre in Frankreich studiert und empfinde dies bis heute als große Bereicherung. Man lernt so viel über Land und Kultur, aber auch über sich selbst. Also ja, unbedingt, planen Sie!