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Studieren in Kanada - Alles, was du wissen musst!

Studieren in Kanada - Alles, was du wissen musst!

Das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde begeistert durch eine fantastische, zu weiten Teilen noch nahezu unberührte Natur und als Studienland ist es ebenfalls auf der Überholspur. Sei es für einen kurzfristigen Bildungsaufenthalt oder für ein komplettes Studium in Kanada. Neben den USA und China gehört Kanada für Studierende aus Deutschland zu den beliebtesten Zielen für ein Auslandsstudium außerhalb Europas. Wir erklären dir hier alles, was du wissen musst!


1. Kanada als Studienland – Was ist das besondere?

„O Canada!“ Wer den riesigen Staat in Nordamerika besucht, erkennt schnell, warum die Kanadier so stolz auf ihre Heimat sind. Auf den fast 10 Millionen Quadratkilometern zwischen Atlantik und Pazifik befinden sich die rauen Gebirgszüge der Rocky Mountains, dichte Wälder, endlose Prärie- und Tundra-Landschaften und mehr Flüsse und Seen als irgendwo anders auf der Welt. Der größte Teil des Landes ist unbesiedelt. Deshalb kann man in den Weiten der Wälder und Prärien noch auf Tiere wie Braunbären, Wölfe, Karibus, Luchse oder Bisons treffen.

2. Hochschullandschaft und Studiensystem

Die Hochschullandschaft Kanadas mutet auf den ersten Blick ähnlich bunt an wie die Bevölkerung des Landes. Das liegt in erster Linie daran, dass es kein übergeordnetes staatliches Bildungsministerium gibt. Die Zuständigkeit für Ausbildung und Studium liegt bei den zehn Provinzen und drei Territorien Kanadas.
Letztendliche Entscheidungsgewalt über die Höhe der Studiengebühren, Zulassungsbedingungen und Studienprogramme haben aber die einzelnen Hochschulen. Es ist darum recht schwer, eine allgemeingültige Aussage zu diesen Punkten zu treffen. Deswegen ist es immer sinnvoll, dies in Bezug auf die konkrete Wunschhochschule abzuklären.
Das kanadische Studiensystem ähnelt in weiten Teilen dem deutschen System. Die traditionellen akademischen Grade sind auch hier der Bachelor, der Master und der Doktorgrad (Ph.D.). Neben diesen klassischen Universitätsabschlüssen gibt es innerhalb des Studiensystems in Kanada allerdings noch eine Reihe anderer Abschlüsse, die von den Universitäten und vor allen Dingen von den vielen Colleges verliehen werden. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um akademische, sondern in erster Linie um berufsbezogene Abschlüsse.

Vorbild des kanadischen Studiensystems sind sowohl das Studiensystem Großbritanniens als auch das Studiensystem der USA. Dementsprechend gliedert es sich in zwei Abschnitte: Undergraduate-Bereich (Bachelor) Postgraduate-Bereich (Master, Promotion) Neben der klassischen akademischen Ausbildung, wie wir sie auch in Deutschland kennen, ermöglicht das kanadische Studiensystem eine Vielzahl an Möglichkeiten zur beruflichen und akademischen Fort- und Weiterbildung. Neben den uns bekannten Abschlüssen gibt es in Kanada deshalb noch eine Reihe anderer Abschlüsse, die an verschiedenen Hochschulen erworben werden können. Aus diesem Grund erscheint die Hochschullandschaft auch sehr vielfältig.

© Canadian Information Centre for International Credentials

3. Studieren in Kanada: Voraussetzungen

Zum Studieren in Kanada ist in der Regel die Allgemeine Hochschulreife nötig. Da die Hochschulreife in Kanada nach zwölf Schuljahren erworben wird, reicht in einigen Fällen auch das deutsche Fachabitur, um ein Bachelorstudium in Kanada aufzunehmen. An den Colleges ist zum Teil auch die Mittlere Reife plus Berufsausbildung ausreichend, um zum Studium zugelassen zu werden. Für den Master in Kanada müssen Bewerber einen Bachelorabschluss vorweisen. Da in Kanada erst ein vierjähriges Bachelorstudium zum Masterstudium berechtigt, wird der deutsche Bachelorabschluss nicht in jedem Fall anerkannt. Die kanadischen Hochschulen prüfen zumeist individuell, ob die im Bachelorstudium erbrachten Studienleistungen genügen, um direkt ins Masterstudium in Kanada einzusteigen. Die alten Magister- und Diplomabschlüsse sind in den meisten Fällen ausreichend, um zum Masterstudium in Kanada angenommen zu werden.

4. Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Studiengebühren in Kanada stark voneinander, je nachdem, in welcher Provinz beziehungsweise welchem Territorium und an welcher Hochschule man studiert. Grundsätzlich bezahlen internationale Studenten deutlich höhere Studiengebühren als ihre einheimischen Kommilitonen, da die Studienplätze für einheimische Studenten über Steuergelder subventioniert werden. Für das Studieren in Kanada liegen die Kosten dennoch im Schnitt unter denen, die Studenten für ein Studium im Nachbarland USA einplanen müssen.
Internationale Studenten in Kanada müssen mit folgenden Gebühren rechnen: Für ein Bachelorstudium bezahlen sie zwischen CAD$ 5.000 und CAD$ 30.000 pro Studienjahr. Die studienvorbereitenden Programme an den Colleges sind zumeist etwas günstiger. Ein Masterprogramm kostet zwischen CAD$ 8.000 und CAD$ 34.000. Die Teilnahme an einem Visiting Student-Programm ist bereits für CAD$ 6.000 bis CAN$ 9.000 pro Semester möglich. Dazu kommen die Lebenshaltungskosten. Diese sind in etwa mit denen in Deutschland zu vergleichen und sollten mit circa CAD$ 1.000 pro Monat veranschlagt werden.

5. Visums- und Einreisebestimmungen

Bei einem Aufenthalt von weniger als sechs Monaten ist für Bewerber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kein Visum für Kanada nötig. Ab dem 15. März 2016 benötigen Einreisende für diesen Kurzaufenthalt allerdings eine sogenannte eTA (electronic Travel Authorization).
Bei längeren Studienaufenthalten müssen internationale Studenten eine Studienerlaubnis (study permit) beantragen. Diese sollte im Vorfeld des Kanada-Aufenthaltes beim Visa Application Centre (VAC) in Düsseldorf beantragt werden. Dazu müssen die Bewerber unter anderem nachweisen, dass sie über genügend finanzielle Mittel verfügen, um alle anfallenden Kosten selbst tragen zu können. Auch ein polizeiliches Führungszeugnis wird oftmals verlangt.

6. Beliebte Unistädte und die Top Unis (Maclean’s University Ranking)

In Kanada existiert - ebenso wie in den USA - kein national einheitliches Hochschulsystem. Stattdessen gibt es in jeder der zehn Provinzen und allen drei Territorien jeweils unterschiedliche Gesetze und Regelungen zur Qualitätssicherung im Hochschulbereich.
Die Maclean’s University Rankings sind ein nationales Hochschulranking für Universitäten in Kanada. Herausgeber ist die kanadische Zeitschrift Maclean’s. Das Ranking erscheint jährlich seit 1991.
Die Methodik, nach der die Maclean’s University Rankings entstehen, ist für alle drei Gruppen gleich. Die Bewertung der kanadischen Universitäten erfolgt anhand von 5 Kategorien mit insgesamt 14 Indikatoren.

Student Satisfaction Rankings Zu den Maclean’s University Rankings gehören seit 2015 auch die Student Satisfaction Rankings. Diese basieren auf einer Umfrage unter Studierenden, die ihre Universitäten unter verschiedenen Gesichtspunkten bewerten konnten. Die acht Fragen befassten sich etwa mit der Bewertung der Lehrkräfte, den Möglichkeiten, an der Uni extracurricularen Aktivitäten nachzugehen oder damit, wie bürokratisch es an der Hochschule zugeht. Für jeden der drei kanadischen Universitätstypen gibt es ein eigenes Student Satisfaction Ranking. Die Ergebnisse der Umfrage fließen übrigens als Indikator „Studentenzufriedenheit“ auch in die Maclean’s University Rankings ein. Die Studierenden, die an der Umfrage teilnehmen, beantworten noch weitere Fragen. Diese sind allerdings weder für die Student Satisfaction Rankings der drei Universitätstypen noch für die Maclean’s University Rankings relevant. Anhand dieser Fragen entstehen aber noch weitere kleine Rankings, beispielsweise von den Universitäten, die Studierende am besten aufs Berufsleben vorbereiten.

Auszug aus den aktuellen Maclean’s University Ranking

Top 10 der Primarily Undergraduate Universities

  • Platz 1: Mount Allison University

  • Platz 2: University of Northern British Columbia

  • Platz 3: Trent University

  • Platz 4: Acadia University

  • Platz 4: St. Francis Xavier University

  • Platz 6: University of Lethbridge

  • Platz 7: Saint Mary’s University

  • Platz 8: Lakehead University

  • Platz 9: University of Ontario Institute of Technology

  • Platz 9: University of Prince Edward Island Laurentian University

Top 10 der Comprehensive Universities

  • Platz 1: Simon Fraser University

  • Platz 2: University of Victoria

  • Platz 3: University of Waterloo

  • Platz 4: University of Guelph

  • Platz 5: Carleton University

  • Platz 6: Wilfried Laurier University

  • Platz 7: Memorial University of Newfoundland

  • Platz 8: University of New Brunswick

  • Platz 9: York University

  • Platz 10: Concordia University

Top 10 der Medical Doctoral Universities

  • Platz 1: McGill University

  • Platz 1: University of Toronto

  • Platz 3: The University of British Columbia

  • Platz 4: McMaster University

  • Platz 5: Queen’s University

  • Platz 6: University of Alberta

  • Platz 7: Dalhousie University

  • Platz 8: Western University

  • Platz 9: University of Ottawa

  • Platz 10: University of Montréal

7.  Studienalternativen - Summer Sessions und Visiting Student-Programm

Auch internationale Studenten, die kein komplettes Auslandsstudium in Kanada absolvieren möchten, haben die Möglichkeit, eine Zeit lang in Kanada zu studieren.

Summer Sessions

Eine Möglichkeit dazu ist die Teilnahme an einem Kurzzeit-Studienprogramm wie den sogenannten Summer Sessions. Viele Hochschulen bieten diese Summer Sessions an. Sie finden zwischen Mai und September statt. Es handelt sich dabei um Intensivprogramme auf Bachelorniveau, in denen der gesamte Stoff eines Semesters in nur fünf bis zehn Wochen durchgenommen wird. Für internationale Studenten stellen die Summer Sessions somit eine einmalige Möglichkeit dar, während der heimatlichen Semesterferien quasi ein komplettes Auslandssemester zu absolvieren.

Visiting Student-Programm

Eine weitere Möglichkeit, Kanada kennenzulernen, stellt die Teilnahme an einem Visiting Student-Programm dar. Diese Semesterprogramme ermöglichen es internationalen Studenten, für ein oder zwei Auslandssemester an einer kanadischen Universität ihrer Wahl zu studieren. Dabei werden sie nicht in ein bestimmtes Fachsemester oder einen bestimmten Studiengang eingestuft. Aus diesem Grund können sie sich ihren Stundenplan individuell aus dem kompletten Angebot der Hochschule zusammenstellen. Dieses System ermöglicht es ihnen zum einen, ihre Veranstaltungen auf den Lehrplan an der deutschen Heimathochschule abzustimmen. Zum anderen können Studenten einmal andere Interessen und Fähigkeiten erkunden.

8. Studienalltag und Campusleben

Die Universität als Lebensmittelpunkt – nicht nur in akademischer, sondern auch in sozialer Hinsicht. Der Ort, an dem man sich trifft, gemeinsam lernt, isst und feiert. Ein Ort mit ganz viel Identifikationspotenzial. Das ausgeprägte Campusleben unterscheidet das typisch nordamerikanische vom deutschen Studentenleben. Dies ist auch für viele internationale Studenten ein wichtiger Grund, für ein bis zwei Auslandssemester oder auch für ein komplettes Studium nach Kanada zu gehen.

Anders als hierzulande sind die meisten Hochschulen im Land des Ahornblatts Campushochschulen. Wie rege das Campusleben an einer Hochschule in Kanada ist, hängt nicht zuletzt auch vom Standort ab: Gerade in den Kleinstadtunis spielt sich das studentische Leben auf dem Campus ab, während an Hochschulen in Großstädten, wie Vancouver oder Toronto, die Studenten häufig eher in der Stadt unterwegs sind.

Der „typische“ kanadische Campus besteht in der Regel aus folgenden Einrichtungen:

  • Lehr- und Forschungseinrichtungen: Dazu gehören alle Gebäude, in denen die verschiedenen Lehrveranstaltungen stattfinden, wie die Seminarräume, Lecture Halls sowie Labs und Studios. Bei den größeren Forschungsunis befinden sich in der Regel auch spezielle Forschungszentren oder Observatorien auf dem Campus.

  • Bibliothek: Die Bibliothek ist häufig der Mittelpunkt des Campus. Hier verbringen die Studenten aufgrund des hohen Workload schließlich auch eine Menge Zeit. Neben einer reichhaltigen Ausstattung an Fachliteratur, finden die Studenten hier in der Regel auch Computerräume und verschiedene Ruhezonen vor. Eine Cafeteria gehört ebenfalls meistens zur „Grundausstattung“ einer kanadischen Bibliothek.

  • Student Union Building (SUB): Im Student Union Buildung, häufig auch SUB genannt, ist die Student Union, je nach Hochschule auch Students‘ Association genannt, untergebracht. Die meisten Hochschulen haben mindestens ein Student Union Building auf dem Campus. In seltenen Fällen ist die Student Union in einem anderen Gebäude untergebracht. Die kanadische Student Union/Student Association entspricht in etwa dem AStA in Deutschland. Im Student Union Building finden die Studenten zusätzlich ein breites Serviceangebot und häufig ist diese Einrichtung auch ein beliebter Treffpunkt, da die Student Union zumeist über eine eigene Cafeteria, Studienräume und diverse Multimedia-Angebote verfügt und somit Raum sowohl für akademische als auch für soziale Bedürfnisse bietet.

  • Verwaltungsgebäude: In den Verwaltungsgebäuden befinden sich die Einrichtungen, die für die administrativen Aufgaben der Hochschule zuständig sind. Dazu gehören beispielsweise das Financial Services Department oder der Human Resources Service.

  • Verpflegung: Wichtiger Bestandteil des typisch kanadischen Campuslebens ist das Essen. Für die Verpflegung gibt es auf dem Campus normalerweise ein vielfältiges Angebot. Dazu gehören eine oder mehrere Dining Halls, Cafés, Pubs, Supermärkte etc.

  • Bookstore: Mindestens einen Bookstore finden die Studenten auf dem Campus einer kanadischen Hochschule. Hier können sie die für ihre Lehrveranstaltungen notwendigen Bücher und natürlich auch ganz viel andere Literatur finden.

  • Unterkünfte für Studenten: Das Wohnen auf dem Campus, in Wohnheimen oder Apartmentblocks, ist vor allem bei Bachelorstudenten verbreitet und trägt viel zu einem lebendigen Campusleben bei.

  • Sportanlagen: Sport ist ein essenzieller Bestandteil des Campuslebens in Kanada und viele Hochschulen verfügen über ein eigenes Stadion. Alle Studenten kanadischer Hochschulen werden außerdem dazu ermutigt, selbst Sport zu treiben und die Hochschulen sind hier häufig dementsprechend gut ausgestattet: Auf dem Campus befinden sich u.a. ein Recreation Center, Fitnesscenter, Schwimmbad, Spielfelder und ein Angebot an Sportkursen.

  • Kino/Theater: Eine Bühne gehört an jede kanadische Hochschule, die Studiengänge im Bereich Darstellende Künste anbietet. Und auch ein eigenes Campuskino ist in Kanada keine Seltenheit.

  • Serviceeinrichtungen: Zu den Campuseinrichtungen gehören außerdem diverse Serviceangebote für Studenten wie beispielsweise Health Centre, International Student Centre, IT-Support, Writing Centre oder Career Centre.

9. Kulturelle Besonderheiten - Verhaltenstipps in Kanada

Die häufigste Begrüßungsform ist das Händeschütteln. Der Händedruck sollte fest sein und von einem freundlichen Lächeln begleitet werden. In Québec ist zur Begrüßung der Wangenkuss (einer links einer rechts) üblich. Kanadier tendieren zwar dazu, sich schnell mit den Vornamen anzureden, allerdings solltet ihr damit abwarten, bis euch dies angeboten wird – vor allem gegenüber höher gestellten oder älteren Menschen. Ebenso verhält es sich mit dem Duzen (tu statt vous) im französischsprachigen Landesteil. „How are you“ ist die obligatorische Begrüßungsformel und sollte nicht als Aufforderung missverstanden werden, dem Gegenüber sein Leid zu klagen.

Kanadier laden gerne zum sogenannten Potluck ein. Das sind Partys, zu denen jeder etwas zu Essen und zu Trinken mitbringt. BYOB bedeutet "Bring Your Own Bottle“ und steht häufig auf einem Schild im Eingangsbereich von kleineren und günstigen Restaurants. Diese haben nämlich in der Regel keine Alkohollizenz und erlauben es daher ihren Gästen, ihre eigenen alkoholischen Getränke mitzubringen.

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