Harvard, Yale, Oxford - Wie schafft man es auf eine ausländische Elite-Uni?

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Die Liga der Besten

Foto: unsplash/Vadim Sherbakov

Harvard, Yale, Oxford - Wie schafft man es auf eine ausländische Elite-Uni?

In weltweiten Universitäts-Rankings belegen sie seit Jahren die Spitzenplätze. Forscher und Studenten reißen sich darum, einmal dort lehren oder studieren zu dürfen. Und auch von einem deutschen Gymnasium aus kann man mit etwas Aufwand den Sprung dorthin schaffen. Wir zeigen wie!

Wie aufwendig ist die Bewerbung?

Der Bewerbungsprozess ist wenig überraschend keine leichte Hürde und besteht aus mehren Parts. Eine 1,0 als Abi-Durchschnitt genügt daher nicht, um angenommen zu werden. Die Ivy-League und Co. suchen nach Persönlichkeiten, nach sogenannten “future leaders“. Das Ergebnis dieses Auswahlprozesses ist: Es ist zwar nicht jeder Student dort ein Genie, aber es gibt mehr Genies als sonst.

Welche Chancen haben ausländische Bewerber?

Ein Studium beispielsweise an einer Ivy-League-Uni ist äußerst beliebt – und die Chance, einen Platz abzubekommen, liegt bei eins zu zehn. Die Statistiken finden sich überall im Internet: Für den Abschlussjahrgang 2018 gab es 253.457 Bewerbungen für eine der acht Edel-Unis (Harvard, Yale, Princeton, Dartmouth, die Columbia, die Penn, Brown und Cornell), aber nur 22.592 Zulassungen. Schlusslicht ist Harvard mit einer Zulassungsquote von 5,9 Prozent: 34.295 haben sich beworben, aber nur 2.023 haben einen Platz bekommen.
Wer es geschafft hat, den aufwendigen Aufnahmetest zu bestehen, kann gleich mit der Suche nach finanzieller Unterstützung beginnen. Auch hier ist der Wettbewerb groß. Jährlich gehen nach Zahlen des DAAD etwa 9.500 Deutsche zum Studieren in die USA, der DAAD fördert etwa 3.100 davon.

SAT ist Pflicht!

Bevor die Studenten sich im Ruhm und Glanz ihrer Hochschule sonnen können, wartet auf sie ein hartes Stück Arbeit: neben dem Test of English as a Foreign Language (TOEFL), müssen sie verschiedene Scholastic Assessment Tests (SAT) absolvieren. Dabei handelt es sich um eine Art “Kurz-Abi”. Neben einem allgemeinen Test, in dem Fähigkeiten in Mathe, Literatur und Grammatik abgefragt werden, wählt jeder Bewerber aus zwanzig Möglichkeiten drei weitere Fächer, in denen er sich prüfen lässt. Diese reichen von Physik über Kunst oder Musik bis hin zu Biologie. Hintergrund der Tests ist, dass das Schulsystem in den Vereinigten Staaten sehr uneinheitlich ist, und die Schulnoten der Bewerber daher schwer vergleichbar sind.

Wer ist am motiviertesten?!

Der wichtigste Teil der Bewerbung sind jedoch die Aufsätze und Motivationsschreiben. Je nach Universität werden in der Regel Texte zwischen 250 und 500 Wörtern erwartet. Die Themen reichen von Reiseerlebnissen über Bücher, die der Bewerber in den letzten zwölf Monaten gelesen hat, bis hin zu akademischen Ereignissen, die einen besonders geprägt haben.

Ungewöhnlich: Empfehlungsschreiben vom Banknachbarn

Zusätzlich erwarten alle Universitäten auch noch verschiedene Empfehlungsschreiben. Diese müssen meist von Lehrern, dem Schuldirektor oder Leuten ausgestellt werden, die den Bewerber durch seine außerschulischen Aktivitäten kennen. Das können der Sportverein, das Orchester oder die Pfadfindergruppe sein. In Dartmouth wird sogar das Empfehlungsschreiben eines Mitschülers erwartet. Um seine Chancen zu verbessern, kann man im Spätherbst ein Gespräch mit Alumni vereinbaren. Von diesem Angebot kann weltweit Gebrauch gemacht werden.

Wer kann beim Prozess noch helfen?

Selbst geistige Überflieger schaffen es in der in der Regel nicht völlig ohne fremde Hilfe an die Ivy League. Institute wie das Amerika-Haus oder das Meyer-Camberg Institut in München bieten individuelle Beratung und professionelle Unterstützung bei der Bewerbung an. Zusätzlich ist es immer empfehlenswert, Studenten zu kontaktieren, die bereits an einer Ivy League Universität studieren. Insider-Infos gibt es beispielsweise auch auf collegeconfidential.com oder vault.com.

Wie sieht’s mit der Finanzierung aus?

Auch wenn es nicht einfach wird, aber auch vor den hohen Studiengebühren sollten Bewerber sich jedoch nicht abschrecken lassen. Alle Elite-Unis werben damit, dass die finanzielle Situation der Studenten bei der Bewerbung keine Rolle spielt und dass genügend Stipendien zur Verfügung stehen, um leistungsstarke Studenten zu unterstützen. Daher sollte man die Bewerbung für ein Stipendium gleich mit einplanen. Es ist zwar etwas mühselig, aber es lohnt sich! Knapp 70 Prozent der Bachelor-Studenten erhalten nämlich ein Stipendium von mindestens 30.000 Dollar pro Jahr, um die exorbitanten Gebühren bezahlen zu können.


Im Ausland und dann noch an einer Elite-Uni zu studieren, ist für viele ein Traum. Diese drei haben ihn verwirklicht. Protokolle: Tamara Vogel

Harvard im Blick

Eigentlich hatte man mir im Alter von sechs Jahren aufgrund meiner Augenkrankheit geraten, eine Behindertenschule zu besuchen. Das weckte jedoch meinen Ehrgeiz: Ich besuchte eine normale Schule, absolvierte ein Studium und verbrachte sogar ein Semester in Harvard. Für mich die beeindruckendste Zeit meines Lebens. Und eine sehr lernintensive – besonders wegen der Vor- und Nachbereitungen der Vorlesungen. Aber es herrscht eine positive Lernatmosphäre. Alle arbeiten hart und möchten etwas bewegen.

Marian Frisch hat Business Administration studiert – unter anderem an der Harvard University.

Marian Frisch hat Business Administration studiert – unter anderem an der Harvard University.

Anschluss habe ich recht schnell gefunden. Ich war zum Beispiel im Basketballteam und habe auch sonst sehr interessante Menschen kennengelernt. Viele von ihnen waren schon sehr erfolgreich, hatten Firmen gegründet oder soziale Projekte gestartet. Positiv überrascht war ich auch davon, wie offen und zugänglich berühmte Professoren waren, von denen manche sogar Nobelpreise gewonnen haben.

Wie bei Harry Potter

Kimberly Klebolte studiert Comparative Social Policy an der University of Oxford.

Kimberly Klebolte studiert Comparative Social Policy an der University of Oxford.

Oxford ist eine ganz eigene Welt und das Studium hier daher nur schwer mit dem in Deutschland zu vergleichen. In meinem Studiengang sind wir keine 30 Studierenden und kaum einer hat den gleichen Bachelor absolviert. Die Uni legt wirklich sehr viel Wert auf Heterogenität.  

Das Gemeinschaftsleben findet in den einzelnen Colleges statt. Jedes hat seinen eigenen Speisesaal und eine eigene Bibliothek. Viele der Häuser sehen aus wie einem Harry Potter-Film entsprungen. Eine Besonderheit sind die „Formal Dinners“. Hier trifft man sich festlich gekleidet mit Freunden und Bekannten zu einem sehr guten Essen.

Auch Sport spielt in Oxford eine große Rolle. So hat jedes College zum Beispiel ein eigenes Ruderteam. Und es gibt diverse „Societies“, vergleichbar mit AGs, die alle möglichen Interessen abdecken. Von der „German Society“ über die „Law Society“ bis hin zu Theater- und Musikgruppen.  


Prof = Mentor

Gregor Bauer studiert English und Modern Languages an der University of Oxford.

Gregor Bauer studiert English und Modern Languages an der University of Oxford.

Ich würde später gern in der Wissenschaft Karriere machen und Oxford ist perfekt, um mein Wissen zu vertiefen. Zudem begegnet man hier ständig besonderen Persönlichkeiten und klugen Köpfen, die eine echte Leidenschaft für ihr Fach mitbringen. Das Studium ist vor allem durch den intensiven Kontakt mit Professoren geprägt. Man trifft sich oft zu 1:1-Gesprächen, um eigene Arbeiten zu besprechen, und hat dafür weniger Präsenzzeit in Seminaren.

Oxford ist eine intellektuell vibrierende Stadt und obwohl sie eigentlich nicht groß ist, ist ständig etwas los. Sich hier aber wirklich zuhause zu fühlen, ist schwierig. Die Colleges verdienen Geld mit der Vermietung der Räumlichkeiten im Sommer und man muss in der Regel ausziehen, wenn die Kurse im Juli vorbei sind. Ansonsten genießt man aber mehr „Luxus“ als in deutschen Studentenwohnheimen: Einmal die Woche kommt jemand, der putzt, dreimal die Woche jemand, der den Müll rausbringt.