So meistert ihr jedes WG-Casting
So meistert ihr jedes WG-Casting
Das Studentenleben könnte so schön sein, wenn da nicht die nervige Zimmersuche wäre! Denn Wohngemeinschaften sind nun mal die günstigste Miet-Variante, man teilt sich Kosten und Verantwortung und ist nachts nicht allein, wenn der Horrorfilm mal wieder zu gruselig war. Es folgen darum nun einige Tipps und gutgemeinte Hinweise für beide Seiten der Wohnungstür, die helfen sollen, beim WG-Casting richtig vorzugehen und auch zu überzeugen.
4 Tipps für WG-Suchende
1. Schreib eine aussagekräftige erste Mail
Das Anschreiben über eine Plattform wie wg-gesucht.de ist bekanntlich mühsam und zeitraubend. Daher besitzt deine erste Mail einen standardisierten und einen individualisierten Teil. So kann ohne viel Zeit zu investieren, mehreren geschrieben und trotzdem die einzelne WG und ihre Eigenschaften direkt mit deinen verbunden und hervorgehoben werden. Das Wichtigste an dieser Mail ist daher auf die Wohngemeinschaft als Ganzes und auf einen Aspekt, der dir an der Anzeige besonders gefallen hat, einzugehen. Auch solltest du über deine Persönlichkeit und deinen Charakter schreiben. Und direkt auch über deine Einstellung zum Putzen, denn damit gibt es erfahrungsgemäß die meisten Probleme in WGs. Damit sich deine potentiellen neuen Mitbewohner ein Bild von dir machen können, kann du hier zudem dein Social-Media-Profil hinzufügen.
2. Ruhig Blut …
Der Türmoment ist immer kritisch. Beim ersten Treffen will jeder punkten, aber wie von sich überzeugen und dabei lässig und natürlich wirken? Auch wenn es wie eine lahme Phrase klingt, trifft sie es trotzdem: Bleib entspannt. Mach dir nicht zu viele Gedanken, was du sagen und wie du rüberkommen willst. Lass auch die Gesprächskarten und die PowerPoint über dein Leben zu Hause, die kannst du ein anderes Mal vorführen! Was auch nicht so gut ankommt, ist die Eltern, die beste Freundin oder den Partner mitzubringen. Schließlich will die WG zuallererst dich kennenlernen. Und auch mit Bestechungsgeschenken solltest du vorsichtig sein, die lieber erst beim Einzug verteilen.
3. Sei (nicht zu) aufrichtig
Ehrlichkeit im Kennenlerngespräch bringt dich weiter, auch wenn es schwerfällt. Denn wer gibt schon gerne zu, vielleicht doch etwas chaotisch zu sein, lieber am nächsten Tag das Geschirr wegzuräumen und oft Freunde zu Besuch zu haben? Trotzdem sollten die potentiellen Mitbewohner merken, dass du nicht nur das erzählst, was sie gerne hören wollen. Im Hinterkopf bleibt natürlich, dass du ein Zimmer brauchst. Also nicht den Fokus auf die schlechteren Eigenschaften legen, sondern auf die eigenen Vorteile und Stärken. Es geht darum, das Gleichgewicht zu finden: zwischen einem flüssigen Gespräch, dem Finden von Gemeinsamkeiten, der Frage nach den harten Fakten und Nachteilen an der Wohnung und der klaren Vorstellung davon, wie man zusammen wohnen möchte oder wie man bisher gemeinsam gewohnt hat. Ach, und wenn dir bei der Besichtigung das 10-Quadratmeter-Zimmer ohne Fenster wider Erwarten doch zu klein ist, sag es besser gleich. Das erspart jedem von euch Zeit und gezwungene Gespräche.
4. Absage? Abhaken – und weitermachen
Nach der Absage ist vor der Zusage! Wenn dich die Mitbewohner und das Zimmer überzeugt haben, melde dich nach dem Treffen noch einmal (per Mail, WhatsApp, Anruf) und sag kurz, warum du gerne einziehen möchtest. Zusage oder Absage finden häufig auf dem gleichen Weg statt: die Absagen kommen per Mail oder viel zu oft leider durch überhaupt keine Rückmeldung. Die Zusagen wiederum werden mit einem Anruf mitgeteilt. Auch wenn es sehr frustrierend sein kann, nach vielen Besichtigungen ebenso viele Absagen zu erhalten, gib nicht auf. Letztendlich ist es besser, länger zu suchen, als in eine WG zu ziehen, mit der es nicht richtig passt.
6 Tipps für WG-Besitzer
1. Schießt gute Fotos!
Macht um Himmels Willen ordentliche Fotos der Wohnung und des Zimmers! Keiner möchte bei der Slideshow auf wg-gesucht dunkle und verpixelte Ausschnitte von Badezimmer, Flur und dergleichen sehen. Ihr müsst ja keinen Fotografen engagieren, aber schaltet wenigstens das Licht im Zimmer an, wenn es fotografiert werden soll.
2. Welche Casting-Art darf’s sein?
Vom lockeren Kennenlernen bis zu ausgefallenen Casting-Spielchen: Wie ihr das Casting gestalten wollt oder ob ihr überhaupt eins macht, hängt allein von euch ab. Im Normalfall ist es einfach ein lockeres Kennenlernen in Gesprächsform, bei dem man ein Gefühl dafür bekommen will, ob man zueinander passt und der Gegenüber kein Serienkiller ist. In einigen WGs wird Casting jedoch wörtlich genommen: Hier müssen die Bewerber einen Fragebogen beantworten, Aufgaben lösen, kleine Spielchen spielen, Probespülen oder werden zu einer Party eingeladen, um sich als geeignete Mitbewohner zu beweisen. Meistens sind diese gewollt lustigen und originellen Methoden jedoch weder das eine noch das andere, sondern eher für beide Seiten nervig und wenig aussagekräftig. Aber wenn ihr davon überzeugt seid, mit einem Psychotest à la „Welche Brotsorte bist du?“ den perfekten Mitbewohner zu finden, dann wird das schon klappen …
3. Findet euren gemeinsamen Nenner
Werdet im Vorfeld darüber einig, wie der zukünftige Mitbewohner sein soll und geht alle Eventualitäten durch. Was sollte der bzw. die Neue mitbringen? Welche Eigenschaften gehen dagegen gar nicht? Potentielle Ausschlusskriterien können neben Rauchen zum Beispiel Haustiere, spezielle Essgewohnheiten, laute Hobbys oder außergewöhnliche Arbeitszeiten sein. Trefft dann aus allen Bewerbern eine Vorauswahl und vergebt die Termine. Aber bitte genügend Zeit zwischen den Anwärtern einplanen, ein ungewolltes Aufeinandertreffen in der Küche zwischen zwei Kandidaten ist seltsam und verunsichernd.
4. Plant den groben Ablauf
Damit nicht alle durcheinander quatschen, solltet ihr vorher festlegen, wer von euch „Jurymitgliedern“ wann redet. Wie geht ihr vor, um herauszufinden, ob die Chemie zwischen euch und dem Bewerber stimmt? Einigt euch darüber, was ihr von eurem Gegenüber wissen wollt. Bei vielen Bewerbern kann man schnell den Überblick verlieren, macht euch also sorgfältig Notizen. Aber bitte erst nach den Interviews, denn für den Bewerber ist es unangenehm, wenn ihr mit Klemmbrettern vor ihm sitzt und während des Gesprächs ständig etwas aufschreibt.
5. Pro- und Kontra-Listen für den Überblick
Im Idealfall seid ihr euch als WG sofort einig, wer am besten zu euch passt. Häufig ist es aber gar nicht so einfach, sofort den idealen Mitbewohner herauszufiltern. Deshalb ist es hilfreich, wenn jeder von euch eine eigene Pro- und Kontra-Liste zu den Bewerbern erstellt, die dann am Ende ausgewertet werden.
6. Seid fair – und sagt ab
Wenn ihr euch dann entschieden habt, vergesst das Absagen nicht! Auch alle, die es nicht in euren „Recall“ geschafft haben, würden das gerne so schnell wie möglich wissen, um das Ganze abzuhaken und weitersuchen zu können. Und nehmt euer Gesuch zeitnah aus dem Netz, um unnötiges Nachfragen zu vermeiden und allen Zeit zu sparen. Ansonsten herzlichen Glückwunsch – es ist ein Mitbewohner!
Mit unseren Smartphones haben wir den Fortschritt in der Hand, möchte man meinen. Aber findet der auch im Kopf statt? Oder macht uns die zunehmende Digitalisierung unseres Lebens doch so sehr Angst, dass wir uns in ein biedermeierisches Social Media-Idyll flüchten?