Interview mit Ingenieurin und Schriftstellerin Rosie Fortunello

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„Widerstand motiviert mich“

Interview mit Ingenieurin und Schriftstellerin Rosie Fortunello

Eigentlich wollte Rosie Fortunello etwas Geisteswissenschaftliches studieren – und ist dann aber doch Ingenieurin geworden. Eine gute Entscheidung. Heute hat sie einen spannenden Job mit Zukunft und einen Wunsch: mehr weibliche Verstärkung im MINT-Bereich.

Rosie, in der Schule hattest du die Leistungskurse Deutsch und Musik. Wieso bist du bei deiner Studiengangwahl aber vollkommen umgeschwenkt und hast Elektrotechnik studiert?

Während meiner Abizeit hatte ich viele Ideen, in welche Studienrichtung es für mich gehen könnte. Eigentlich wollte ich etwas in Richtung Musik oder Sprachen studieren. Eines Tages hing bei uns im Schulflur ein Plakat mit der Aufschrift „Ingenieure und Ingenieurinnen gesucht!“ und so kam ich zum ersten Mal auf die Idee, dass ich etwas in Richtung Technik versuchen könnte. Meine Freunde waren sehr überrascht, ein paar von ihnen haben mir sogar davon abgeraten: Es sei viel zu schwierig und ich hätte doch nicht mal Mathe Leistungskurs geschweige denn Physik im Abi gehabt. Das hat mich jedoch noch mehr motiviert, es einmal zu versuchen, da ich keine Angst vor Herausforderungen habe. Wenn jemand mir etwas nicht zutraut, bin ich noch motivierter es zu schaffen!

Wie hast du das Studium erlebt?

Vor meinem Studium wusste ich, dass die Frauenquote in den Ingenieurstudiengängen sehr niedrig ist. Es ist jedoch etwas anderes, dies live mit zu erleben. Manchmal hatte ich das Gefühl, die einzige Frau im Hörsaal zu sein. Es war gar nicht so einfach Freundinnen zu finden. Selbst vermeintliche Frauen in der ersten Reihe entpuppten sich als männliche Kommilitonen mit langen Haaren. Beim Lernen gab es jedoch keine Unterschiede. Das gemeinsame Ziel, die Klausur zu bestehen, hat zusammengeschweißt: Ich habe hier Freunde fürs Leben gefunden, da man gemeinsam durch dick und dünn gegangen ist.


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Gewinne!!!
Rosie Fortunello hat an der RWTH Aachen Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Elektrische Energietechnik studiert. Über ihre Erfahrungen berichtet sie in ihrem Buch „Unter Spannung: Eine Elektroingenieurin kämpft gegen den Widerstand“.  

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Waren deine fehlenden Vorkenntnisse von Nachteil?

Tatsächlich war der Start kein Zuckerschlecken. Ich musste einiges aufholen. Trotzdem habe ich zum Beispiel Höhere Mathematik im Erstversuch bestanden. Mein großes Vorbild ist Marie Curie. Ihr Lebensweg zeigt, dass man den Mut haben sollte, Dinge zu versuchen.

Heute arbeitest du als Unternehmensberaterin in der Automobilbranche. Was machst du da genau?

Ich habe mich auf den Bereich Connected Services und Autonomes Fahren spezialisiert. In diesen Themen bilde ich die Schnittstelle zwischen Kundenerlebnis und technischer Umsetzung. Ich gebe mal ein Beispiel: Will ein Kunde, dass ihn sein Fahrzeug mit einem Autopiloten von A nach B bringt, entwickle ich gemeinsam mit den Technikteams dafür Stück für Stück Szenarien und Fahrzeugfunktionen.

Hattest du schon mal Situationen, in denen Männer zum Beispiel komisch darauf reagiert haben, dass ihnen eine Frau etwas über Autos erzählt?

Gelegentlich fühlt es sich so an, dass ich mich erst mal beweisen muss, wenn ich mit neuen Kollegen oder Kunden arbeite. Sobald diese jedoch merken, dass ich weiß, wovon ich spreche, ist dies kein Thema mehr. Mir hat es immer geholfen, entspannt an die Dinge heranzugehen und mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Dazu gehören auch eine souveräne Stimme und Körperhaltung. In den meisten meiner Projekte habe ich jedoch ein kollegiales Umfeld vorgefunden, indem sofort zielorientiert zusammengearbeitet wurde.

Was sind deine ultimativen Tipps für junge Frauen im Bereich MINT?

Glaubt an euch! Es gibt so viele smarte Frauen da draußen, die mit ihren tollen Ideen vielleicht etwas zurückhaltend sind. Ich habe oft erlebt, dass sich die Idee durchsetzt, für die am meisten gekämpft wurde, und nicht unbedingt die beste. Eine Frau darf auch mal auf den Tisch hauen und aus dem Rollenmuster ausbrechen. Ich war am Anfang meiner Karriere sehr schüchtern und habe mich in Meetings oft unterbrechen lassen. Das passiert mir heute nicht mehr.