Traineeprogramme in der Finanzbranche: Querdenker gesucht

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Berufseinstieg bei Banken & Versicherungen

Traineeprogramme in der Finanzbranche: Querdenker gesucht

Um bei einer Bank zu arbeiten, braucht man den Master in Finance. Für die Versicherungsbranche ist ein BWL-Abschluss mit Schwerpunkt Insurance Management unabdingbar. Irrtum. Auch Quereinsteigern und Spezialisten aus anderen Bereichen bietet die Finanzwelt spannende Berufschancen. Der perfekte Einstieg: das Traineeprogramm.

Geld hat Carolin Schwetje schon als Kind fasziniert. Wenn die Münzen in ihrem Sparschwein klimperten – herrlich! Am alljährlichen Weltspartag trottete sie damit zur Bank und war gespannt und mächtig stolz, was sich durch Taschen-, Geburtstags- und Weihnachtsgeld darin alles über das Jahr hinweg angesammelt hatte.

Dass für Carolin Schwetje die Finanzbranche auch einmal das berufliche Glück bedeuten würde, war nach dem Abitur allerdings noch gar nicht so klar. Reale Schweine statt Sparschwein lautete zunächst die Devise. An der Universität Göttingen studierte die heute 29-Jährige Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt Agribusiness. Ein Fokus, der sich später noch auszahlen sollte und nicht von ungefähr kam: „Ich komme von einem landwirtschaftlichen Betrieb und habe schon früh meinem Vater bei der Buchführung geholfen“, erzählt sie.

Traineeprogramm macht fit für den Quereinstieg

Nach dem Studium hätte Carolin Schwetje vieles machen können: einen Hof leiten, in die Verwaltung, Industrie oder Forschung gehen. Doch es kam ganz anders. Bei einem Karrieretag an ihrer Uni entdeckte sie den Stand der R + V Versicherung, einer der größten Versicherungsgesellschaften Deutschlands. Agrarwissenschaften und Versicherungen, wie passt das denn zusammen? Geht es da nicht vor allem um die Absicherung im Krankheitsfall, den Schutz des Autos oder Hausrats in der Wohnung? Natürlich nicht. Auch Ballenpresse, Mähdrescher und nicht zuletzt der Viehbestand haben einen großen Wert. Wird der nicht ausreichend geschützt, kann dem Landwirt im Ernstfall die Pleite drohen.

Carolin Schwetje fand das spannend und bewarb sich, auch ohne einschlägiges Studium, initiativ für ein Traineeprogramm im Außendienst. Nach einem Bewerbungsgespräch und einem zweitägigen Assessment Center war klar: Mit ihrer offenen Art und ihrem Fachwissen rund um Feld und Stall ist sie die Richtige. Als Quereinsteigerin lernte sie in zwei Jahren das Versicherungshandwerk. Welche Arten von Versicherungen gibt es? Wie führt man Verkaufsgespräche? Und wie wendet man das alles in der Praxis an? „Ohne diese Einführung wäre es mir schwergefallen, Versicherungen so zu verstehen, wie es mir nun möglich ist“, sagt sie rückblickend.

Den digitalen Wandel mitgestalten

Dass man für den Berufseinstieg in die Versicherungsbranche nicht unbedingt reiner BWLer sein muss, weiß auch Anne Kampen, verantwortlich für das Traineeprogramm Vertrieb bei der R + V. „Als Trainees im Vertrieb suchen wir vorwiegend Absolventen mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung, im Innendienst haben darüber hinaus auch Mathematiker, Juristen, Informatiker und Wirtschaftsinformatiker gute Chancen.“ Was wichtig sei: Flexibilität, Neugier und Lernbereitschaft. Denn auch die Welt der Finanzdienstleistungen wandelt sich durch die Digitalisierung derzeit in rasantem Tempo. „Unsere Kunden erwarten heute mehr Service als noch vor zwei oder drei Jahren – persönlich wie digital“, sagt Kampen.

Diesen Wandel möchte auch Bastian Stahl mitgestalten. Im Mai 2018 hat der 27-Jährige seine Traineeprogramm 4.0 mit dem Schwerpunkt „Innovation und Digitalisierung“ bei der DZ BANK angetreten – auch ohne Master in Finance. „Beruflich hatte ich vor meinem Einstieg als Trainee keinen Kontakt zum Finanzsektor. Bis dahin kannte ich nur die Kundenperspektive“, erzählt Stahl. Trotzdem brachte er Skills mit, die für Banken in Zukunft immer wichtiger werden: Er verfügt über Erfahrungen aus der IT-Branche, setzte nach seinem Bachelor als Vertriebsingenieur noch einen Innovationsmanagement-Master drauf und beschäftigte sich dort unter anderem mit Design Thinking. „Die Finanzbranche fasziniert mich, weil sie sich aktuell in einem Transformationsprozess befindet. Auf technologischer Seite eröffnen beispielsweise Kryptowährungen und die Blockchaintechnologie einen neuen Blick auf Finanzprodukte. Und das Nutzerverhalten verändert sich – man denke nur an den Wunsch, überall mobil bezahlen zu können“, so der Trainee.

Kreative Sichtweisen und digitale Denke

Was ihm an seinem Job besonders gefällt: selbstständig zu arbeiten und Verantwortung zu tragen. Von der ersten Minute an. Einen typischen Arbeitstag? Gibt es nicht. Mal unterstützt er Teams bei Innovationsprozessen wie der Verbesserung der Fördermittelberatung, mal tüftelt er mit Kollegen mehrere Monate im Innovation Lab, der Innovationsschmiede der DZ BANK. Dort werden zum Beispiel Apps entwickelt, die im Idealfall als Produkt auf den Markt kommen.

„Grundsätzlich bieten wir in allen Geschäftsbereichen der DZ BANK – unter anderem Firmenkundengeschäft, Kreditwesen oder Controlling & Finanzen – bedarfsabhängige Einsatz- und Einstiegsmöglichkeiten an und suchen hier insbesondere sehr technologieaffines Personal“, sagt Jana Wiechers, bei der DZ BANK verantwortlich für das Hochschulmarketing. „Denn durch künstliche Intelligenz, Robotics oder auch Data Analytics entstehen völlig neue Berufsfelder.“ Für solche Trends braucht es natürlich IT-Experten, aber auch Köpfe wie Bastian Stahl. Menschen, die kreative Sichtweisen mitbringen, digital denken, die ihre Leidenschaft fürs Digitale zum Beispiel auch durch die Mitarbeit am Innovationsblog der DZ BANK unter Beweis stellen.
Mittlerweile, sagt Bastian Stahl, habe er schon ganz gut herausgefunden, wie die Finanzbranche „tickt“. Auch durch das vielfältige Angebot an Weiterbildungen, Meetups und Veranstaltungen, das die DZ BANK ihren Nachwuchskräften während der 12- bis 18-monatigen Traineeprogramme bietet.
2019 geht es für ihn übrigens wieder ins Innovation Lab. Dieses Mal sogar mit eigener Produktverantwortung. Zeigt man seine Stärken, werden die Aufgaben noch facettenreicher.

„Kein Tag gleicht dem anderen“

Das war auch bei Carolin Schwetje so. Nach Ende des Traineeprogramms und bestandener IHK-Prüfung zur Versicherungsfachfrau übernahm die R + V Versicherung sie als Firmenkundenberaterin Agrar fest ins Unternehmen. Ihr Schwerpunkt: Tierversicherungen. Aktuell sei zum Beispiel die Afrikanische Schweinepest in aller Munde, eine gefürchtete Tierseuche, die mittlerweile schon Frankreich erreicht hat. Für die Schweinebauern und andere Landwirte ist Carolin Schwetje tagtäglich im Norden Deutschlands im Einsatz.

Dass ihrer Branche noch immer das Klischee anhaftet, nur „trockene“ Bürojobs zu bieten, kann sie dabei gar nicht verstehen. „Ich bin ständig unterwegs bei den Kunden in den Betrieben. Zum einen aus Interesse, aber auch, um zu sehen, was überhaupt versichert werden soll und um vorhandene Risiken zu erkennen. Kein Tag gleicht dem anderen“, sagt Schwetje.

Auch das Führen von Verkaufsgesprächen, für sie zu Anfang eine Herausforderung, klappt mittlerweile bestens. Eine spannende Aufgabe, denn schließlich muss man die richtigen Fragen stellen, muss das Versicherungsdeutsch so gut „dolmetschen“ können, dass es auch der Kunde versteht. „Geduld, Hartnäckigkeit und am Ende auch eine Prise Gelassenheit sind dabei ebenso wichtig die Freude an der Arbeit mit Menschen“, findet Schwetje. Eigenschaften also, die man letztendlich in keinem BWL-Studium erlernt.