9 Dinge, die du vor der Promotion wissen solltest

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Doktorarbeit erfolgreich abschließen!

Foto: pixabay/Steven Sokulski

9 Dinge, die du vor der Promotion wissen solltest

Wer eine Dissertation schreiben möchte, steht vor einem herausfordernden Unterfangen. Darum solltest du dir zuallererst die Frage ehrlich beantworten, warum du eine Dissertation schreiben möchtest und wie die Umsetzung im Groben realisierbar ist. Bei uns erfährst du, ob sich das Promovieren für dich lohnt und welche Anforderungen du erfüllen musst.

Was eine Dissertation eigentlich ist

Mit einer erfolgreichen Dissertation erhälst du den höchstmöglichen Bildungsabschluss: den Doktorgrad. Es gibt viele Begriffe für eine Dissertation (kurz: Diss.): Sei es Doktorarbeit, Promotionsschrift, Inauguraldissertation, Dissertationsschrift oder Doktorschrift – sie alle bezeichnen eine wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Doktortitels an einer Hochschule mit Promotionsrecht. Zum erfolgreichen Abschluss gehört neben der Veröffentlichung der Arbeit ebenfalls entweder eine mündliche Prüfung (Rigorosum) oder eine mündliche Verteidigung (Disputation).

Die folgenden Tipps solltest du beim Planen und Schreiben deiner Dissertation unbedingt beachten. Wenn du dir nämlich im Voraus schon über mögliche Fehler und gute Optionen im Klaren bist, fällt das Schreiben leichter, vermeidest psychische Krisen und verfolgst garantiert besser deinen Zeitplan.

1. Recherchiere effizient und integriere gängige Fachliteratur

Für eine Dissertation ist weitgefächerte und intensive Recherche essentiell – ob nun bei der Themenfindung, der Relevanzprüfung deiner Arbeit oder nach gängigen wissenschaftlichen Quellen deines Fachbereichs. Das konkrete Zeitsparen durch das Herausfiltern unwichtiger Informationen sollte zu den Talenten eines jeden wissenschaftlichen Schreibers gehören. Hier gilt es, sich schnell einen Überblick über die Quelle zu verschaffen, Abstracts zu lesen anstatt sich in den Text zu stürzen, Literatur lediglich zu überfliegen und sich nur eindeutig relevanten Kapiteln zu widmen. Das Trainieren von spezifischen Lesetechniken kann dir dabei helfen!

2. Gründe für oder gegen eine Promotion abwägen

Es gibt unterschiedlichste Motive für oder gegen eine Promotion. Die Freude am Forschen sollte bei dir definitv auf der Pro-Seite auftauchen. Das Erkennen von Fakten, die auf internationalem Niveau neu sind, ist für viele schließlich eine starke Motivation. Damit verbunden wird oft, dass man eine Karriere in der Forschung anstrebt, für die eine Promotion Voraussetzung ist. Aber auch in der Wirtschaft gibt es für Promovierte viele Vorteile, wie bessere Verdienstmöglichkeiten oder Arbeitsmarktchancen.
Auf der anderen Seite kann es jedoch auch externe Gründe geben, eine Promotion zu beginnen, beispielsweise, weil die Eltern es sich wünschen oder weil es eine Familientradition ist. Ob diese Ausgangssituationen dich jedoch durch Durststrecken tragen, ist fraglich.
Denn Promovieren kann auch vielen Nachteilen einhergehen:
Nicht nur die oft über Jahre dauernde Bearbeitungsdauer und Planung einer Dissertation ist eine gewaltige Herausforderung. Auch bist du trotz Doktorvater oder -mutter häufig auf dich allein gestellt, musst Doppelbelastungen balancieren, auslaugende Selbstzweifel überwinden und dich mit Finanzierungssorgen herumschlagen. Du solltest dir also gut überlegen, ob du nach der Masterarbeit auch noch eine Promotion bzw. deren schriftliches Hauptstück, die Dissertation, umsetzen kannst und willst.

3. Finanzierung und zeitliche Belastung abklären

wie schon erwähnt kann die Finanzierung oft eine schwierige Angelegenheit werden und hängt nicht selten mit einer zeitlichen Doppelbelastung zusammen, etwa dann, wenn man berufsbegleitend promovieren möchte. Dies gilt sowohl für Haushaltsstellen an Hochschulen, die eine Lehrverpflichtung mit sich bringen, als auch für Dissertationen in Unternehmen, bei denen das Promovieren Privatsache ist. Zu empfehlen sind Drittmittelstellen, die keine Lehrverpflichtung haben oder Stipendien und Graduiertenkollegs. Bei den beiden letzteren ist jedoch die Bewerbungshürde sehr hoch.

4. Erstelle einen realistischen und detaillierten Zeitplan

Wenn du ein Thema gefunden hast und es vom Dekanat bestätigt wurde, solltest du direkt einen realistischen und detaillierten Zeitplan aufstellen. Berücksichtige dabei neben den üblichen Gewohnheiten wie Hobbies, Freunden, Familie und Reisen unbedingt auch eventuelle finanzielle Engpässe.
83 Prozent aller Promovierenden arbeiten nebenbei, um sich ihren Lebensunterhalt und die Promotions zu finanzieren. Ein wenig Pessimismus und Großzügigkeit kann also beim Planen nicht schaden: Du könntest zum Beispiel mehrmals krank werden, die Nebenjobsuche erfordert mehr Zeit als gedacht, du hast eine Schreibblockade oder es fehlen noch Probanden für deine Studie. Ergo viele Gründe, die deinen Zeitplan durcheinander bringen können. Wenn du schneller vorankommst als geplant: super. Die Panik bei einem unerwarteten Verzug kannst du dir jedoch durch effizientes Planen und wirst dir später umso dankbarer sein.
Die meisten Promovierenden schreiben stolze vier oder fünf Jahre an ihrer Arbeit. Mediziner sind die einzige Ausnahme, denen es innerhalb des Studiums meist in einem halben Jahr gelingt, ihre Dissertation zu beenden.

5. Sei perfektionistisch, um Plagiate zu vermeiden

Generell ist klar, dass das Schreiben deiner Dissertation übermäßige Sorgfältigkeit erfordert. Gib also konsequent alle Quellen an, die du benutzt hast und prüfe sie sorgfältig nach Professionalität. Dort, wo du in der ein oder anderen Hausarbeit im Bachelorstudium vielleicht mal etwas geschummelt hast – zum Beispiel bei indirekten Zitaten – solltest du nun absolut penibel sein.
Der extra Zeitaufwand sollte dabei keine Rolle spielen, schließlich kostet es erst recht viel Zeit und vielleicht sogar deinen Titel, wenn du beim korrekten Zitieren unaufmerksam oder nachlässig bist. Wenn du dir zu unsicher bist, kannst du auch online eine professionelle Plagiatsprüfung durchführen lassen.

6. Erwäge ein Graduiertenkolleg als Möglichkeit

Ein Graduiertenkolleg hat den Vorteil, dass du in einer Gruppe gemeinsam an einem Projekt forschen kannst. Während der Arbeit kannst du direkt wichtige Kontakte knüpfen und baust dir auf Fachkonferenzen für später ein Netzwerk auf. Außerdem wirst du nicht nur von einem, sondern von mehreren Betreuern begleitet. Du gehst mit deinem Forschungsteam zwar einer großen Leitfrage nach, doch jeder hat seine eigene Aufgabe in einem spezifischen Bereich und kann individuell arbeiten. Die Plätze für ein solches Kolleg sind selten und entsprechend sehr gefragt. Aus diesem Grund werden oft ein Empfehlungs- oder Motivationsschreiben, ein Exposé oder Sprachnachweise benötigt. Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die diese kollektiven Dissertationen unterstützt, kannst du dich über laufende Projekte informieren.

7. Krisen sind ganz normal

Du kennst es vielleicht schon von vorherigen Abschlussarbeiten: Psychische Krisen machen dir das Leben schwer und blockieren deine Forschungsarbeit, vielleicht sogar so weit, dass du überlegst, deine wissenschaftliche Arbeit abzubrechen. Solange du diese Phasen stets überwindest, bewegt sich alles im normalen Rahmen. Hier findest du Tipps zum Stressumgang. Wenn Verwandte und Freunde immer wieder nachfragen, wie es denn mit der Doktorarbeit so laufe oder du in deiner Recherche versinkst und einfach den Überblick verlierst, kann es härter und härter werden, weiterzumachen. Erinnere dich also daran, dass es unglaublich vielen ähnlich geht und du auch diese Krise, wie die anderen überwinden kannst. Triff dich mit anderen Doktoranden deiner Universität oder kümmere dich vielleicht sogar um psychologische Hilfe. Vielleicht kannst du auch ein paar einfache Tricks anwenden, die deine Konzentration steigern, um dann einen Plan zum Krisenbewältigung auszuarbeiten.

8. Fachgespräche und Publikationen auf ResearchGate

Das soziale Netzwerk nur für Forscher: ResearchGate kann für Promovierende ziemlich nützlich sein. Die Plattform wurde 2008 in Hannover gegründet und hat mittlerweile über 12 Millionen registrierte Nutzer. Auf dieser Plattform kannst du deine Dissertation hochladen oder einfach nur Fachgespräche führen und dich über die neusten Tendenzen der Forschung informieren. Durch das Profil erfährst du, wer was wo studiert hat und kannst so Leuten folgen, zu denen du gern Kontakt aufnehmen würdest. Für die Registrierung benötigst du die E-Mail-Adresse deiner Forschungseinrichtung oder musst eine wissenschaftliche Publikation nachweisen.

9. Arbeitsweise und Hilfsmittel beim Schreiben

Der so wichtige Teil der sorgfältigen und strukturierten Arbeitsweise bedeutet das Organisieren von Unmengen an Daten und Literatur, die du dann über Jahre hinweg im Kopf oder leicht auffindbar halten musst. Zur Erleichterung dieser Herkulesaufgabe gibt es glücklicherweise eine Vielzahl von Software. Neben Textverarbeitungsprogrammen gehören auch Literaturverwaltungsprogramme sind die täglichen Retter aller Doktoranten.
Hier ein Überblick über die wichtigsten Literaturverwaltungsprogramme:
BibTeX ist mit LaTex zu verwenden, wird oft von Informatikern oder Mathematikern verwendet.
Bibliographix ist ein kostenloses Programm für Windows sowie Mac.
Citavi: Ein Programm mit dem Literatur verwaltet sowie recherchiert werden kann. Außerdem strukturiert das Programm Zitate in unterschiedlichen Formen organisiert und strukturiert Texte.
Endnote: Programm, mit dem online Literatur gesucht sowie über eine Datenbank verwaltet wird, auch wissenschaftliche Fachdatenbanken lassen sich abfragen.
Litlink: Eignet sich besonders für Geschichts- Kultur- und Sozialwissenschaften: hier ist es möglich, nicht nur Literatur, sondern auch Archivalien, Bilder und sonstiges zu verwalten und zu sortieren.
Zotero: FireFox Add-on zum Sammeln, Verwalten sowie Zitieren von Quellen.

Du solltest im Vorfeld recherchieren, welches Literaturverwaltungsprogramm im jeweiligen fachlichen Umfeld verwendet wird. Bei kostenpflichtigen Programmen gibt es oftmals eine Testversion und einen speziellen Tarif für Doktoranden.

Literatur & Tipps zur Dissertation

Stock Seffen/Schneider, Patricia/Peper, Elisabeth/Molitor, Eva (Hrsg.) (2014): Erfolgreich promovieren, Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende, 3. Auflage, Berlin/Heidelberg, 2014.

Wergen, Jutta (2015): Promotionsplanung und Exposee, Opladen /Toronto.