9 Tipps fürs Bewerbungsgespräch

adult-boss-business-70292.jpg

So machst du im Jobinterview einen guten ersten Eindruck

9 Tipps fürs Bewerbungsgespräch

Den Uni-Abschluss in der Tasche steht für viele gleich die nächste Prüfung ins Haus: das Vorstellungsgespräch für den absoluten Traumjob. Doch keine Sorge – wer gut vorbereitet ist, beeindruckt jeden Personaler und wird nachher sagen: Ach, war doch gar nicht so schlimm.

Die Bewerbungsunterlagen sind raus, ein paar Tage später flattert eine E-Mail ins Postfach: Dein Lebenslauf klingt interessant, man lädt dich zum Jobinterview ein. Herzlichen Glückwunsch! Die erste Hürde ist genommen. Nun geht es an die Vorbereitung, denn der potentielle erste Arbeitgeber wird face-to-face prüfen, ob deine fachliche Qualifikation und soziale Kompetenz zur Stelle und zum Unternehmen passen. Laut einer aktuellen Studie der Jobbörse StepStone sind dabei für nur 30 Prozent der Unternehmen formelle Abschlüsse das zentrale Auswahlkriterium. Viel wichtiger: praktische Erfahrungen jenseits des Uni-Lehrplans, persönliche Eigenschaften und damit auch der Eindruck, den du nach dem Vorstellungsgespräch hinterlässt.

 

1. Bewerbungsgespräch: So läuft’s ab

Grob gliedert sich ein Bewerbungsgespräch in fünf Phasen:

Begrüßung (ca. 5 min) – Kurzer, fester Händedruck, dem Gegenüber in die Augen schauen, sich mit vollständigem Namen vorstellen und Dank für die Einladung aussprechen. „Haben Sie gut hergefunden?“ ist ein typisches Beispiel für lockeren Small Talk zum Warmwerden.  

Kennenlernen (ca. 15 min) – Hier geht es um dich. Stichwort: Selbstpräsentation. (s. Nr. 5)

Unternehmensvorstellung (ca. 10 min) – Der Arbeitgeber erzählt etwas über das Unternehmen, die Philosophie und die Karrierechancen. Da, wo es passt, ruhig nachfragen – das zeigt Interesse.

Fragerunde (ca. 10 min) – Jetzt wird Ping Pong gespielt. Du musst mit Fragen unter anderem zu deiner Person rechnen, darfst und solltest aber auch welche stellen. (s. Nr. 7)

Verabschiedung (ca. 5 min) – Wie geht der Bewerbungsprozess nun weiter? Wann kann mit einer Entscheidung gerechnet werden? Derartige Fragen sollten der freundlichen Verabschiedung vorausgehen. 

 

2. Vorbereitung ist alles

Das A und O: sich im Vorfeld umfassend über das Unternehmen informieren. Welche Produkte und Services bietet es an? In welchen Ländern ist es vertreten? Wie sah der letzte Quartalsbericht aus? Welche Meldungen gab es zuletzt in der Presse? Sieh dir auch die Social Media-Kanäle an. Hier erfährst du, welche Themen aktuell wichtig sind, und kannst mit zusätzlichem Wissen punkten. Hat die Person aus der Personalabteilung einen Facebook- oder Twitter-Account? Dann finde heraus, welche Artikel sie vor dem Interview bewegt haben und worüber sie diskutiert hat. Perfekte Anknüpfungspunkte fürs Gespräch!

Auch die Selbstpräsentation, gern eingeleitet mit „Erzählen Sie etwas über sich“, kannst du prima im Vorfeld üben. Aber Vorsicht: Das sollte nicht auswendig gelernt rüberkommen! (mehr unter Nr. 4)  

Mona Kanj.JPG
Vor meinem Bewerbungsgespräch habe ich genau geschaut, welche Tätigkeiten und Anforderungen bei Philips zu meinem Lebenslauf passen. Ich habe außerdem recherchiert, welche Produkte Philips herstellt, welche Unternehmensbereiche es gibt und mich mit der Unternehmensgeschichte intensiv beschäftigt. Auf fiese Fragen habe ich mich mit einem Freund vorbereitet, indem wir mehrere Gesprächsszenarien in einem Rollenspiel geprobt haben. Das kann ich wirklich jedem empfehlen!
— Mona Kanj arbeitet im Marketing bei der Philips GmbH.

3. Unterschätze nie die Körpersprache

Mimik und Gestik spielen beim Vorstellungsgespräch eine große Rolle. Denn nonverbale Signale verraten viel über unseren Charakter und zeigen – im Fall des Jobinterviews –, wie wichtig dir die ganze Sache ist. No-Gos: gelangweilt und lustlos wirken, schief und krumm im Stuhl sitzen, fehlender Blickkontakt, nicht lächeln, Arme verschränken, herumzappeln, in den Haaren oder im Gesicht rumfummeln. Wie du auf andere wirkst, kannst du zum Beispiel vor einem Freund testen oder dich selbst mal auf Video aufnehmen.

 

4. Gut gekleidet, aber nicht verkleidet  

„Gepflegt“ ist hier das Schlüsselwort. Du solltest dich aber darin wohl und nicht verkleidet fühlen. Wenn es irgendwo kneift oder spannt, verunsichert das nur. Je nach Branche kannst du dich auch ruhig trauen, ein modisches Statement zu setzen, das etwas über dich erzählt. Zum Beispiel ein (nicht allzu kreischend buntes) Schmuckstück, das du während eines Auslandssemesters erstanden hast. Vielleicht ergibt sich daraus ein netter Small Talk. 

Mit einem klassischen dunklen Anzug und Krawatte bzw. einem Hosenanzug oder schlichtem Kostüm machen Bewerber in der Regel nichts falsch. Für das erste Vorstellungsgespräch gilt: Overdressed ist grundsätzlich besser als underdressed. Insgesamt ist Zurückhaltung gefragt, also mindestens knielange Röcke, schlichte Accessoires, dezentes Makeup und eine gepflegte Frisur.
— Caroline Stanski ist Bewerbungsexpertin bei StepStone.
Caroline-Stanski_web.jpg

 

5. Erzähle deinen Lebenslauf als Geschichte

Da die Personaler deine Unterlagen kennen, solltest du bei der Eigenvorstellung nicht deinen Lebenslauf herunterbeten. Schaffe lieber Verbindungen zwischen deinen Fähigkeiten und dem ausgeschriebenen Job. Warum bist du genau der oder die Richtige dafür? In welchem Praktikum hast du welche Skills erlangt? Warst du eine Zeit im Ausland und hast dort etwas Wichtiges (über dich) gelernt? Bei welchem Uniprojekt hast du deine Fähigkeit, dich schnell in etwas einzuarbeiten, bewiesen? Gab es  in deinem Leben einen Schlüsselmoment, der bedeutend für deine Studien- und Berufswahl war? Beweihräuchere dich nicht selbst, aber sei selbstbewusst – du hast schließlich schon ein Studium gemeistert! Auch ein bisschen Humor oder eine relevante Anekdote wirken sympathisch. In jedem Fall: Erzähle eine Geschichte und nicht Punkt für Punkt deinen CV nach.

Foto Dirk Schlautmann_web.JPG
Wer sich im Bewerbungsgespräch offen und natürlich gibt, hat gute Chancen. Wir schätzen Authentizität, denn auch wir wollen als Arbeitgeber authentisch und nahbar wahrgenommen werden. Nur so finden doch beide Seiten heraus, ob sie wirklich zueinander passen.
— Dirk Schlautmann ist Leiter Personalentwicklung bei der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG.

 

6. Sei auf (fiese) Fragen gefasst

Der Part, der sich wohl am wenigsten planen lässt, ist die Fragerunde. Hier will dein Gegenüber wissen, wie du tickst, wie spontan du bist, welche Werte dir wichtig sind. Gern und häufig gestellt:

  • Warum haben Sie sich bei unserem Unternehmen beworben?

  • Wieso sollten wir Sie einstellen?

  • Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Doch es geht auch fieser:

  • Was ist ihre größte Schwäche? (abgedroschen, aber noch immer gern gefragt)

  • Was würden Kommilitonen Positives und Negatives über Sie sage

  • Woran machen Sie Ihre Teamfähigkeit fest?

  • Wie viele Briefkästen gibt es in Deutschland?

Dich also im Vorfeld selbst zu analysieren, ist ratsam. Baue unbedingt konkrete Beispiele in deine Antworten ein, halte dich kurz und verfalle nicht ins Schwafeln. Und: Bleibe bei der Wahrheit und liefere Lösungen. Du hast im Studium gemerkt, dass du kein Typ für Multitasking ist? Na und? Du schaffst trotzdem jede Deadline, weil du dich voll und ganz auf einzelne Steps konzentrierst. 

Bei manchen Fragen geht es auch nicht unbedingt um die richtige Antwort, sondern um eine kreative, analytische Herangehensweise, bei der auch laut nachgedacht werden darf.

 

7. Stelle Fragen, die etwas über dich verraten

Die Personaler werden auch wissen wollen, ob du noch Rückfragen hast. Niemals mit Nein antworten, denn du willst ja dein Interesse bekunden. Clever sind Fragen, die zweierlei bewirken: Du erfährst etwas Konkretes über das Unternehmen beziehungsweise die Stelle (z. B. „Was zeichnet Ihren besten Mitarbeiter aus?“) oder kannst noch etwas über dich verraten (z. B. „Ich beschäftige mich gerade mit Computerprogramm XY. Meinen Sie, dass ich dieses Wissen bei Ihnen anwenden kann?“)

Beeindruckend sind Bewerber, die sich nicht nur grob im Internet über das Unternehmen informiert haben, sondern Eigeninteresse zeigen und eigene Ideen mitbringen. Schwierig sind in Bewerbungsgesprächen Phrasen wie ‚Ich suche eine Herausforderung‘ oder ‚Meine Schwäche ist Ungeduld‘. Das wirkt sehr oberflächlich und man lernt den Bewerber nicht richtig kennen. Dann lieber offen zu Schwächen stehen und zeigen, wofür man wirklich brennt.
— Stephanie Melzig ist HR-Expertin Diagnostik bei der REWE Group.
Stephanie Melzig_web.jpg

 

8. Immer locker bleiben

Das Herz pocht, die Hände zittern – Nervosität vor einem Bewerbungsgespräch lässt sich wohl nicht ganz vermeiden. Jedoch solltest du dir über eines bewusst sein: Wenn deine Stimme mal zittert oder du dich verhaspelst, wird das sicher niemand als unpassend, sondern als schlichtweg menschlich interpretieren.

Svenja Reinecke.JPG
Jeder kann sich sagen: ‚Hey, die haben mich eingeladen und wollen mich kennenlernen. Die müssen auch mich überzeugen.’ Mein Tipp: Zeigt eure persönliche Leidenschaft für die Tätigkeit – Personaler merken genau, wann sich wirklich jemand informiert hat und wenn man für das Thema und den Arbeitgeber brennt.
— Svenja Reinecke arbeitet als Communication & Transparency Managerin im Kulturwandel 4.0 bei der Otto Group.

9. Sag per Mail Danke

Verfasse nach dem Gespräch eine kurze Dankes-Mail. Vielleicht nicht am gleich Tag, aber am darauffolgenden. Nimm dabei nochmal Bezug auf das Interview, vielleicht, indem du der Person viel Erfolg bei einem darin angesprochenen Projekt wünschst. Und vielleicht kommt die Antwort ja in Form eines Anrufs mit der Zusage …