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Traineeprogramme im Handel

Traineeprogramme im Handel

Handel ist nicht nur das, was wir als Kunden sehen. Profis in Sachen Expansion, Vertrieb und Logistik agieren hinter den Kulissen und sorgen für neue Filialen und gut gefüllte Regale. Der perfekte Berufseinstieg für die „Strippenzieher“ des Handels: das Traineeprogramm.

Durch optimale Vorbereitung beim Berufseinstieg profitieren

Nach dem Studium keine Lust auf einen Direkteinstieg oder eine befristete Stelle? Dann ist ein Traineeprogramm möglicherweise eine interessante Alternative. Die Idee dahinter: Uniabsolventen werden mit Hilfe von Trainings- und Mentorenprogrammen gezielt auf einen Job als Fach- oder Führungskraft vorbereitet, erhalten umfangreiche Einblicke in das Unternehmen und lernen dessen Marken oder Produkte kennen. Im Anschluss an die Programme, die in der Regel zwischen eineinhalb und zwei Jahren dauern, kennen sich die Trainees mit den unternehmensspezifischen Anforderungen bestens aus und können direkt in einem zuvor festgelegten Bereich eingesetzt werden. Zwar liegen Traineegehälter im Schnitt unter denen von Direkteinsteigern, jedoch können Trainees im Anschluss meist mit einem deutlichen Anstieg des Gehalts rechnen.

Internationale Traineeprogramme bringen auf allen Ebenen weiter

Im Schnitt durchlaufen Trainees fünf unterschiedliche Stationen im Unternehmen. Im Fall von Eva Redecker gehört auch ein Auslandsaufenthalt dazu: Die 28-Jährige absolviert ein Traineeprogramm im Vertrieb bei der Unternehmensgruppe Melitta in Minden und plant derzeit ihren dreimonatigen Aufenthalt in der französischen Unternehmensdependance in Paris. „Es ist eine große Herausforderung, alle zwei bis drei Monate die Abteilung zu wechseln und sich umzustellen. Der Wechsel beinhaltet nicht nur einen neuen Arbeitsplatz und neue Kollegen, sondern auch neue Produkte von Kaffee über Kaffeemaschinen bis zu Haushaltsartikeln und somit auch das Einarbeiten in neue Branchen und den Umgang mit neuen Wettbewerbern.“ Dennoch hat sich Eva Redecker nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau und einem Bachelor in „International Business Studies“ bewusst für ein Traineeprogramm entschieden. „Ich wusste durch meine Ausbildung, wie wertvoll es ist, die vielen Schnittstellen zwischen den Abteilungen kennenzulernen und sich ein umfangreiches Netzwerk im Unternehmen aufzubauen. Außerdem hat mich die Tatsache gereizt, dass es sich um ein internationales Traineeprogramm handelt. Ich habe im Rahmen von Praktika und Auslandssemestern schon mehrmals im Ausland gelebt und lerne gerne andere Kulturen, eine neue Sprache und neue Menschen kennen. Diese Vorteile ergeben sich bei einem Direkteinstieg meistens nicht.“

Schwerpunkte setzen und gezielt lernen, was dich interessiert

Mittlerweile bietet der Handel zahlreiche Traineeprogramme an, die auf unterschiedliche Jobs vorbereiten. „Ich finde den Handel spannend, weil er eine sehr lebendige Branche ist. Da sich das Verhalten und die Bedürfnisse der Kunden ständig verändern, müssen Marketing- und Verkaufsstrategien immer wieder angepasst werden. Außerdem kann sich jeder gut mit den Produkten identifizieren, da man ihnen alltäglich begegnet“, sagt Redecker. Manche Trainees setzen von vorneherein einen Schwerpunkt auf einen bestimmten Unternehmensbereich, wie Jiri Macht, der das Traineeprogramm „Expansion“ bei Netto Marken-Discount absolviert. Hier ist der 25-Jährige, der im Bereich Bauleitung eingesetzt ist, hautnah dabei, wenn beispielsweise ein Standort gesucht wird, eine Filiale neu entsteht oder ein Umbau geplant wird. „Zurzeit werde ich in der Ladenplanung angelernt und konzipiere unter anderem Umbau- und Beleuchtungspläne. Dabei werde ich von erfahrenen Bauleitern angeleitet“, berichtet der gelernte Bautechniker. Sein bisheriges Highlight war die Bauabnahme einer neuen Filiale in der Oberpfalz. „Die größte Herausforderung kommt später in der Bauleitung – denn hier gilt es, die verschiedenen Gewerke zu koordinieren. Das ist sehr komplex.“

Zahlreiche Vorbereitungsmaßnahmen geben einen Rundumeinblick

Wer im Handel und insbesondere im Vertrieb erfolgreich sein will, muss sich bestens mit den eigenen Produkten auskennen und kundenorientiert denken. Deshalb startete Eva Redeckers Traineeprogramm mit einem Einsatz im Außendienst. „Drei Monate lang habe ich Kunden im Fach- und Lebensmittelhandel besucht und in dieser Zeit viel über den Markt und die Branche gelernt.“ Mit den Produkten, die der Kosmetikhersteller L’Oréal vertreibt, hatte Florian Segatz vor seinem Berufseinstieg wenig Berührung. „Ich hätte wohl kaum den Unterschied zwischen Eyeliner und Mascara erklären können“, sagt der 27-Jährige. Zwar vergibt der Konzern hierzulande keine Traineestellen im Supply Chain, jedoch werden Berufseinsteiger in diesem Bereich in den ersten beiden Jahren intensiv durch diverse Maßnahmen begleitet, um eine erfolgreiche Karriere im Unternehmen starten zu können. Diese kann sich in verschiedene Richtungen entwickeln: Manche nehmen später eine Rolle als Teamleader ein, andere spezialisieren sich in ihrem Feld oder nehmen die Möglichkeit wahr, ein paar Jahre lang im Ausland zu arbeiten. Das ist auch der Plan von Segatz. „Ich habe nach dem Studium eine Möglichkeit gesucht, früh Verantwortung zu übernehmen. Nach einem ersten Einarbeitungsprogramm mit Stationen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen wie dem Kundendienst und der Finanzabteilung hatte ich dann auch tatsächlich schnell die Chance, Projekte zu leiten“, berichtet der Trainee. Aber: „Man wird nicht allein gelassen, wenn man das erste Mal viel Verantwortung übernimmt. Von Anfang an wurde mir ein erfahrener Manager als Mentor zur Seite gestellt, bei dem ich mir viele Dinge abschauen kann.“ Außerdem hat er an verschiedenen Trainings teilgenommen. „Dabei habe ich unter anderem gelernt, meine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen oder wie man besser kommuniziert und Feedback gibt. Bei einem Training zu den Sicherheitsstandards bei L’Oréal ging es um die Verantwortung als Führungskraft, Arbeitsunfälle zu verhindern.“ Ein Teil der Trainings findet im Ausland statt. Auch regelmäßige Treffen mit der Geschäftsführung und Vorgesetzten in einem lockeren Rahmen wie einem Mittagessen sind Teil des Einstiegprogramms für Junior Manager und sollen den Austausch fördern.

Aktiv die Veränderungen vorantreiben

Den Bereich Logistik findet Segatz besonders interessant, weil der Arbeitsalltag ihm viel Abwechslung bietet: „Um täglich im Kontakt mit Kunden, Spediteuren und Fabriken richtig reagieren zu können und die Lieferkette aufrechtzuerhalten, sind schnelle Entscheidungen gefragt. Außerdem machen mir analytische und mathematische Fragestellungen Spaß. Und davon gibt es im Bereich Supply Chain viele, von der Materialflussanalyse bis zur Wegeoptimierung.“ Hinzu kommen zahlreiche Veränderungen innerhalb der Lieferkette, die durch den immer schneller voranschreitenden technologischen Fortschritt und die Digitalisierung bedingt sind. „Automatisierung, das Internet of Things und Big-Data-Tracking verändern jetzt schon die Arbeitsweise in der Logistik. Es ist spannend, diese Veränderungen selber voranzutreiben.“

Umfangreiches Wissen über das Unternehmen sammeln

Derzeit baut die Unternehmensgruppe in der Nähe von Karlsruhe ihr bislang größtes Logistikzentrum. Segatz ist innerhalb des Projekts für die Automatisierungsvorhaben zuständig. „Das heißt, ich plane, wo Fördertechnik eingesetzt werden soll und wo Maschinen und Roboter manuelle Prozesse unterstützen können. Dabei spielt nicht nur Effizienz eine Rolle, sondern auch eine ergonomische Verbesserung an körperlich anstrengenden Arbeitsplätzen sowie der Einsatz neuer Technologien zur Qualitätssicherung.“ Mit den Produkten des Unternehmens kennt er sich nach eineinhalb Jahren bestens aus. „Mittlerweile wundert sich meine Freundin, wenn ich im Drogeriemarkt vor dem Kosmetikregal stehen bleibe.“

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