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Quereinstieg als Lehrer

Quereinstieg als Lehrer

Bundesländer und Schulen suchen verzweifelt Pädagogen. Wenn du also beim Karriere-Einstieg Schwierigkeiten hast oder der Berufsalltag nicht deinen Erwartungen entspricht, ist es möglich als Lehrer ganz neu anfangen. Hier erfährst du, wie es möglich ist, als Quereinsteiger Lehrer an einer staatlichen Schule zu werden und wo du die besten Chancen auf eine Einstellung hast.


Quereinsteiger oder Seiteneinsteiger?

Klingt ähnlich, lässt sich dann doch nicht miteinander gleichstellen. Denn als Quereinsteiger bezeichnet man diejenigen, die zwar kein Lehramt studiert, aber trotzdem ein Referendariat absolviert haben. Diejenigen, die weder ein Studium noch den Vorbereitungsdienst gemacht haben, gelten dagegen als Seiteneinsteiger.
Unüberraschenderweise ist ein Seiteneinstieg in der Praxis eher unüblich oder nur für befristete Stellen und Vertretungstätigkeiten möglich. Anstelle des Referendariates muss beim Seiteneinstieg eine einjährige pädagogische Einführung in einem Fach absolviert werden. Wenn du die in der Tache hast, kannst du dann beispielsweise an einer Grundschule arbeiten. Die Ausbildung als Seiteneinsteiger ist zudem auch berufsbegleitend möglich. Du bist dann bereits eingestellt und besuchst nach oder vor den Unterrichtsstunden Seminare im pädagogischen und didaktischen Bereich. Diese Variante ist allerdings nicht in allen Bundesländern möglich. 

Skip the 1. Staatsexamen!

Du kannst erste Staatsexamen überspringen und “quereinsteigen”, wenn du:
Einen Masterabschluss in einem Mangelfach hast. Besonders beliebt sind Quereinsteiger als Berufsschullehrer in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).
Darüberhinaus gibt es die meisten offenen Stellen an Grundschulen und in der Sekundarstufe I.
Das gilt jedoch nicht in jedem Bundesland: In Bayern und im Saarland wurde im Jahr 2018 kein einziger Quereinsteiger eingestellt, zeigen Daten der Kultusministerkonferenz (KMK). Auch wie der Quereinstieg in den Lehrerberuf geregelt wird, ist in Deutschland von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. 

Zwischen den einzelnen Bundesländern gab es im Jahr 2017/18 deutliche Diskrepanzen bei der Neueinstellung von Seiten- und Quereinsteigern an Schulen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Überlicherweise musst du neben dem Masterstudium in einem zweiten Fach Kenntnisse in ausreichendem Umfang nachweisen – dafür können zum Beispiel ein Bachelorabschluss oder eine Zwischenprüfung in einem bestimmten Fachbereich genügen. Ein zusätzliches Aufnahmekriterium ist meist auch eine mehrjährige Berufstätigkeit in dem jeweiligen Fachbereich.
Ist das der Fall geht’s direkt in den Vorbereitungsdienst, der in der Regel 18-24 Monate in Anspruch nimmt. Neben Einblicken in den Lehreralltag und ersten praktischen Erfahrungen an speziellen Ausbildungszentren der Umgang mit Schülern, die Notengebung und die Unterrichtsgestaltung erklärt. Diese Phase schließt dann regulär mit der Prüfung zum zweiten Staatsexamen ab.

Vor dem Einstieg solltest du deine Eignung prüfen

Bevor sich Quereinsteiger allerdings an die Bewerbung für den oft als Traumjob empfundenen Beruf machen, sollten sie mit gängigen Klischees aufräumen. Leider hast du nämlich nicht so viel frei, wie du denkst. Nachbereitung und Klausuren kontrollieren nimmt ebenfalls einen großen Zeitraum ein, auch wenn eigentlich Schulschluss ist. Eine gründliche Vorbereitungszeit und Begleitung beim Berufseinstieg ist daher das wichtigste, damit der Übergang gelingt und du nicht wieder vor auch unangenehme Überraschungen triffst.
Besonders wenn du noch nie mit Kindern gearbeitet hast, empfiehlt sich ein Praktikum an einer Schule – und die Fragebögen der Internetseite Career Counseling for Teachers. Dort kannst du au einer Skala Fragen beantworten, wie gern du beispielsweise Anschauungsmaterial für den Unterricht besorgen würdest oder wie gut sie mit Kindern und den Pflichten eines Lehrers umgehen kannst.

Verbeamtung ist dann auch für dich möglich!

Nach dem zweiten Staatsexamens bist du dann auch als Quereinsteiger mit “richtigen” Lehrern gleichgestellt und kannst auf ein ähnliches Grund-, Gymnasiallehrer-Gehalt oder Berufsschullehrer-Gehalt bestehen. Im Bewerbungsprozess werden Absolventen eines Lehramtsstudiums den Quereinsteigern jedoch meist vorgezogen, wenn beide Bewerber die gleiche Fächerkombination studiert haben. Gelingt dir der Neuanfang hast du dann sogar die Chance verbeamtet zu werden, vor allem weil die Altersgrenze für Quereinsteigern meist sogar bei 40-45 anstatt bei 35 Jahren liegt.

Checkliste: Quereinstieg im Überblick

Bei allen Unterschieden von Bundesland zu Bundesland – hier nochmal kurz zusammengefasst die Grundvoraussetzungen, die in den meisten Ländern gelten:

Abgeschlossenes Universitätsstudium:  mindestens sieben Semestern Regelstudienzeit oder ein Masterstudium

Zweitfach: Du musst definitiv zwei Fächer unterrichten können. Auch wenn an Grundschulen viele Lehrer am Ende Fachfremdes unterrichten, müssen Quereinsteiger bei der Einstellung das Wissen für zwei Fächer nachweisen können. In manchen Bundesländern kannst du das Zweitfach durch ein Begleitstudium neben dem Referendariat machen. Und in manchen Bundesländern gibt es eine Ausnahme für Kunst- und Musiklehrer.

Mindestens zwei Jahre Berufserfahrung: Frisch von der Universität und kein Lehramtsstudium klappt in vielen Bundesländern der Quereinstieg jedoch nicht. Zuerst musst du mindestens zwei Jahre arbeiten gehen oder die nötige Berufserfahrung anderweitig nachweisen können – etwa über eine pädagogische Ausbildung.

Spezielle Ausschreibung: Die Schule muss in der Ausschreibung angeben, dass sich auch Quereinsteiger auf die Stelle bewerben können. “Richtige” Lehramtsstudenten werden jedoch stets den Quereinsteigern vorgezogen.

Eine strahlend “weiße Weste”: Wie für alle klassisch ausgebildeten Lehrer gilt auch bei Quereinsteigern: Wer Kinder unterrichten möchte, muss in der Regel ein lupenreines Führungszeugnis vorlegen.

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