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Karriere in der Luftfahrt

Karriere in der Luftfahrt

Der Flugverkehr nimmt jedes Jahr zu. Damit steigen auch die Chancen für Karrierewege in der Luftfahrt – sowohl im Cockpit als auch im Forschungslabor. Die Branche ist in stetem Wachstum und bietet abwechslungsreiche, wie qualitativ hochwertige Ausbildungsmöglichkeiten. Hier berichten Studenten, Wissenschaftler und Arbeitgeber von ihren Erfahrungen.

An seinen ersten Solo-Flug wird sich Maximilian Krauss ein Leben lang erinnern können. Über dem Regionalflughafen im amerikanischen Goodyear drehte der Flugschüler seine Runde, unter ihm die Wüste Arizonas. „Das war ein Meilenstein in meiner Ausbildung“, erinnert sich Krauss, „man kriegt schon Gänsehaut, wenn man realisiert, dass man die Verantwortung für den Jet alleine trägt.“

Flugschüler Maximilan Krauss Foto: European Flight Academy

Krauss, 25 Jahre jung, ist Flugschüler an der European Flight Academy. Knapp zwei Jahre dauert die Ausbildung der Lufthansa Group zum Piloten. Zu Beginn paukte er mit den anderen Flugschülern in Bremen die Theorie des Fliegens: Meteorologie, Navigation, Funksprechen, Aerodynamik. In Arizona übte er dann in der Praxis, wie man einen Jet steuert. „Die Phoenix-Zeit ist für uns Flugschüler das Herz der Ausbildung“, schwärmt Krauss. „Man ist 24:7 mit seinen Flugkameraden unterwegs – und kommt dem Pilotendasein jeden Tag spürbar näher.“

Flugverkehr wächst und wächst

Die Chancen für eine Karriere im Bereich der Luftfahrt sind derzeit besonders gut. Schließlich wird heute so viel geflogen wie noch nie. Wurden 1997 noch 62 Millionen Passagiere gezählt, die in Deutschland in ein Flugzeug stiegen, sind es heute 119 Millionen pro Jahr. Der Flugverkehr wächst und wächst – und damit steigt auch die Nachfrage nach Pilotinnen und Piloten. „Wir haben die Ausbildungskapazitäten im letzten Jahr hochgefahren“, erzählt Dirk Sturny, Kommunikationsleiter der European Flight Academy. 500 Flugschüler pro Jahr werden mittlerweile ausgebildet – nicht nur für die Lufthansa, sondern auch für deren Töchter, etwa die Austrian Airlines oder Eurowings.

Wer Pilot werden möchte, muss erst ein aufwändiges Auswahlverfahren durchlaufen. Um den Bewerbungsprozess ranken sich viele Mythen. „Es ist kein Spaziergang, man muss aber auch keine panische Angst davor haben“, findet Krauss. Wer sich ordentlich vorbereite, habe gute Chancen. Die Ausbildung zum Piloten ist bei der European Flight Academy auch mit einem dualen Studium kombinierbar – etwa mit dem Studiengang Luftfahrtsystemtechnik und -management der Hochschule Bremen.

Krauss bewarb sich direkt nach seinem Abitur bei der European Flight Academy. Erst musste er bei einem Computertest seine kognitiven Fähigkeiten unter Beweis stellen: akustische Wahrnehmungsfähigkeit, Kopfrechnen, Multitasking. Nachdem er den Computertest bestanden hatte, wurden seine Soft Skills bei einer Gruppenübung getestet. Dort wurde beobachtet, wie er unter Stress, alleine und im Team arbeitet und reagiert. Am Ende stand ein persönliches Gespräch mit dem Auswahl-Kapitän. Ein paar Wochen später erhielt Maximilian Krauss das positive Ergebnis: „Die Urkunde, die meine Aufnahme bestätigt, hängt bis heute gerahmt in meinem Zimmer“, erzählt Krauss und strahlt.

Karriere mit Bodenhaftung

Doch die Zunahme des Flugverkehrs hat nicht nur positive Auswirkungen. Wenn Flugzeuge fossile Brennstoffe verbrennen, entstehen Schadstoffemissionen, die zur globalen Erwärmung beitragen. Ein einziger Flug hat da oft große Auswirkungen auf das Klima: 668 Kilogramm Kohlendioxid muss ein Berliner auf seine persönliche Klimabilanz verbuchen, wenn er an einem Wochenende nach London und zurück jettet. Zum Vergleich: Die Pro-Kopf-Emission in Indien beträgt 1600 Kilogramm – in einem ganzen Jahr.

Dr. Klaus Peter Geigle vom Institut für Verbrennungstechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) setzt sich dafür ein, dass Flugzeuge in Zukunft emissionsärmer unterwegs sind. „Wir erforschen die Treibstoffe der Zukunft“, erklärt der 52-jährige Chemiker. Denn neben fossilen Energien sind auch regenerative Energien wie Sonne, Wind oder Wasser zur Gewinnung von synthetischem Kerosin einsetzbar. Geigles Team untersucht, wie sich solche alternativen Treibstoffe in der praktischen Anwendung verhalten. „Wir wollen wissen, ob ihre Verbrennungseigenschaften den Herausforderungen als Flugzeugtreibstoff standhalten.“

Nachhaltige Treibstoffe für Flugzeuge

Sein Kollege Dr. Christoph Arndt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am gleichen Institut. Schon während seines Physikstudiums beschäftigte sich der 37-Jährige mit nachhaltigen Energien, beim DLR forscht er nun in Richtung sauberere Energieerzeugung. Im Labor untersuchen die Forscher gemeinsam die physikalischen und chemischen Eigenschaften der synthetisch hergestellten Brennstoffe: ihre Dichte, ihre Verdampfungseigenschaften oder ihre Viskosität. In Verbrennungsexperimenten vergleichen sie, welche Treibstoffe wie viele Emissionen freisetzen.

Verbrennungsprozesse verstehen: Beim DLR misst man mit Lasern und Hochgeschwindigkeitskameras das Verhalten von turbulenten Flammen. Foto: DLR

Die Industrie sei sehr interessiert an den nachhaltigen Antriebsmöglichkeiten für ihre Branche. „Die Lufthansa hatte vor einigen Jahren bereits einen Testlauf mit nachhaltigen Treibstoffen“, erzählt Arndt. Auf der Strecke von Frankfurt nach Hamburg wurde ein Treibwerk eines Flugzeugs ausschließlich mit nachhaltigem Kerosin betankt; das DLR begleitete den Versuch. „Die Zertifizierung der Treibstoffe ist schon teilweise abgeschlossen“, erläutert Arndt. „Im Moment scheitert es aber noch daran, dass die Treibstoffe noch nicht in den großen Mengen verfügbar sind, die wir für die Flugzeugflotte brauchen.“

Kluge Köpfe aus allen Bereichen

Damit man auf dem Gebiet des nachhaltigen Flugverkehrs weitere Erfolge feiern kann, sind Experten gefragt. „Das Gebiet ist extrem breit, wir können jeden klugen Kopf gebrauchen“, sagt Arndt. Ob Physiker, Chemiker und Ingenieure, die technische Fragestellungen erforschen, oder Juristen und Geisteswissenschaftler, die sich um rechtliche Rahmenbedingungen und Akzeptanzfragen kümmern: „Das Feld ist sehr interdisziplinär aufgestellt.“

Flugschüler Maximilian Krauss probt in Bremen unterdessen den Ernstfall. Auf einem Flugsimulator trainiert er, was zu  tun ist, wenn das linke Triebwerk brennt. „Nach zwei Minuten hat man vergessen, dass man in einem Simulator sitzt“, erzählt Krauss. In ein paar Wochen ist seine Ausbildungszeit zum Piloten vorbei. Im Dezember geht er für die Austrian Airlines nach Wien; den Arbeitsvertrag hat er bereits in der Tasche. Dann wird ein Traum für ihn wahr. „Endlich kann ich jeden Tag die Sonne sehen.“

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