Corona & me
Corona & me
In die Mensa gehen, in der Bibliothek lernen oder einfach zusammen abhängen: Bis auf Weiters gibt’s das nicht mehr und Studierende weltweit verbringen das Semester nun zu Hause. Drei von ihnen berichten hier von den Herausforderungen und dem komplett neuen Alltag in der Krise.
Family Lockdown
„Von einem Tag auf den anderen haben wir erfahren, dass es eine Ausgangssperre geben würde und das Rausgehen ohne schriftliche Erlaubnis komplett verboten sei. Das sollte nur für zwei Wochen gelten – es wurden zwei Monate daraus. Meine kleine Schwester und ich sind nach der Bekanntgabe direkt zu unseren Eltern nach Vichy gefahren. Und das war die absolut richtige Entscheidung! Meine Privatsphäre musste ich zwar gegen ein volles Haus mit Eltern und drei Geschwistern tauschen. Aber so hatte ich wenigstens nicht mit Langeweile zu kämpfen. Meinen Schwestern und mir ist immer etwas Neues eingefallen: Verkleiden, kochen, Musik machen – es war tatsächlich fast wie früher, als wir noch alle zu Hause gewohnt haben. Das hat uns definitiv einander wieder nähergebracht. Mit Yoga habe ich es auch probiert. Ruhe ist jedoch bei so vielen eher schwierig. Man muss eben Kompromisse machen.“
Home alone extrem
„In Halifax ging alles ziemlich schnell. Nachdem die Provinz den ersten Infizierten hatte, kam der Lockdown. Von da an war ich komplett allein in meiner Wohnung. Das Schlimmste war also die Einsamkeit. Aber wenigstens bin ich nun fürs nächste Semester gut vorbereitet, weil ja sowieso nichts anderes zu tun war und auch meine Netflix-Watchlist irgendwann zur Neige ging. Ich habe ich mich also auf meine Essays und Prüfungen gestürzt und überall nur Einsen bekommen! Als die Nationalparks vor einigen Wochen wieder öffneten, bin ich mit einer Freundin direkt für eine Woche zum Campen gefahren. Endlich mal raus und den Nachrichten entfliehen. Eigentlich hatte unser Archäologiekurs im Sommer noch ein Projekt auf Kuba geplant. Das wird aber wahrscheinlich auch noch gecancelt. Ich denke also nur noch an das nächste Semester und hoffe, dass sich im September alles wieder normalisiert hat!“
Plötzlich „Essential Worker“
„Seit Januar bin ich mit meiner Partnerin für ein Auslandssemester in Edinburgh. Kurz bevor die Pandemie zuschlug, bekam ich noch einen Job im Supermarkt. Dass dieser jetzt als so wichtig angesehen wird, fühlt sich manchmal schon komisch an. Unserer Beziehung hat die Ausgangssperre zum Glück nicht geschadet. Zusammen war das alles weniger überfordernd und einsam. Schottland nicht ausgiebig bereisen zu können, ist natürlich schade. Das Schwierigste ist für mich aber eher die Unsicherheit. Nicht zu wissen, wann ich nach Hause zurückkehren kann oder was ich tue, wenn ich meinen Job verliere, stresst mich. Auf der anderen Seite konnte ich mir endlich in Ruhe darüber klarwerden, was ich nach meinem Studium machen möchte. Ich hoffe, dass die Welt diese Zeit später nicht einfach vergisst. Sich mit sozialen und ökologischen Missständen ernster auseinanderzusetzen, das wäre mein Wunsch.“