Bauch raus!
Bauch raus!
Über ihre Dehnungsstreifen macht sich unsere Kolumnistin schon lange keinen Kopf mehr. Doch wie schaut’s bei den Männern in Sachen Body Positivity aus?
Die ersten Wochen eines neuen Jahres sind ein bisschen wie Büroartikel kaufen. Man hat dieses Gefühl von Neuanfang, die Illusion von „Jetzt kriege ich mein Leben auf die Reihe!“ Und was Leuchtmarker für den Semesterstartgroßeinkauf sind, das sind gute Vorsätze für den Jahresstart.
Seit einigen Jahren gehört der Klassiker „Abnehmen“ bei mir nicht mehr ins Repertoire – viel zu stressig und negativ. Erstaunlicherweise höre ich diesen Vorsatz aber von den Männern in meinem Umfeld immer häufiger – und habe mich gefragt, ob wir in unserer neuen lebenslustigen Body Positivity die Männer ganz vergessen haben. Dass der Fokus der Körperbejahung erstmal bei den Ladies lag, ist irgendwie verständlich. Aber dass auch Männer in unrealistische Körperideale gezwängt werden wie seinerzeit Frauen in Korsetts, das ist ebenso klar.
Mir selbst ging ein Licht auf, als ich mit zum ersten Mal nackt vor einem neuen Mann lag. Ich mit meinen Dehnungsstreifen und breiten Hüften, er so perfekt durchtrainiert und definiert, als hätte Michelangelo Überstunden beim Meißeln seines Körpers gemacht. Noch vor ein paar Monaten hätte ich ihn aus Unsicherheit abgewiesen. Nun musste ich, während er sich auszog, über diese Absurdität lachen. Ein Lachen, das er als Auslachen missverstand. Er erzählte mir von der Verletzung, wegen der er Muskelmasse abgenommen hatte und wie unwohl er sich nun in seinem Körper fühlte. Body Issues haben eben kein Geschlecht – also wieso sollte Body Positivity eines haben?
Klar, niemand will schwach oder unsicher wirken. Aber ich finde: Neue Männlichkeit braucht das Land! Zu dieser Männlichkeit darf gern auch Gefühl und Schwäche gehören. Sixpack? Muss nicht sein.
Deswegen hier drei Vorsätze, die dafür sorgen, dass du dich gut in deiner Haut fühlst – egal ob Mann, Frau, dick, dünn und alles dazwischen und darüber hinaus.
1. Cheeeeeese!
Wenn ich auf dem Weg von der Essstörung zur Selbstliebe eines gelernt habe, dann ist es die Macht der eigenen Gedanken und die Kraft von „Fake it till you make it“. Es wird immer Tage geben, an denen man sich irgendwie hässlich fühlt. Was hilft: sich im Spiegel anlächeln. Der Körper verbindet Lächeln mit Freude und gibt dir so einen netten Glücksgefühlscocktail aus.
2. Social Media-Diät
Diäten sind Quatsch – zumindest wenn sie daraus bestehen, sich Genuss zu verbieten. Was du stattdessen verlieren solltest, ist Ballast auf Instagram, Facebook & Co., der dich nur runterzieht. Also: Fitnessmodels auf Instagram entfolgen oder den einen halbfremden Bekannten von der Freundesliste kicken, dessen Posts über vegane Ernährung dafür sorgen, dass du dich minderwertig fühlst.
3. Representation matters
Jetzt, wo unsere digitale Welt ein wenig leichter geworden ist, darf sie gerne wieder ein wenig an Gewicht gewinnen – aber an positivem! Tipps für die Männer: Plus-Size-Model Zach Miko, Fashionblogger Kelvin Davis oder Fotograph Tarik Carroll. Ich selbst folge nur noch Menschen, die aussehen wie echte Menschen. Menschen ohne Photoshop, aber mit Hüfte, rundem Popo und Wohlfühlbäuchlein. Wenn ihr als Männer schon nicht die aufbauende Gruppendynamik von betrunkenen Mädels auf einer Damentoilette in einem Club nach 2 Uhr erleben könnt, solltet ihr zumindest versuchen, euer eigener Cheerleader zu sein. Wir jubeln gerne mit.