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Agent werden beim BND

Agent werden beim BND

Sie sind Experten und Expertinnen für IT und Cyber Security, trotzdem weiß kaum einer, was sie genau machen. Drei junge Agenten erzählen, wie sie zum Bundesnachrichtendienst (BND) gekommen sind – und was sich seitdem für sie verändert hat.

Johannas Dozenten sind ein wenig anders als normale Hochschullehrende: Da stand etwa letztens ein Geheimagent vor ihnen und erzählte detailliert von einem Einsatz im Ausland. Johanna staunte nicht nur über die Mission, sondern vor allem über das, was danach passierte: nichts. Denn, so erzählt es die 28-Jährige, weder kennt jemand hierzulande den Namen dieses stillen Helden, noch weiß man von den Menschenleben, die er gerettet hatte. Die studierte Ingenieurin ist keine normale Trainee, sie ist BND-Agentin in Ausbildung. Und das ist nicht die einzige Anekdote, die ihr in den knapp neun Monaten beim Dienst bisher hängen geblieben ist. „Ich hätte nie gedacht, in welchen Dingen man überall SD-Karten verstecken kann“, sagt sie. Und noch eine andere Sache habe sie gelernt: Man muss sich zurücknehmen können.

Top secret  

Das geheimste Bürogebäude Deutschlands an der Berliner Chausseestraße, das neue BND-Hauptquartier, ist noch nicht lange in Betrieb. Hier sind keine Fotos erlaubt, weder von den Sitzungsräumen, die nach den Hauptstädten deutscher Bundesländer benannt sind – noch vom Agentennachwuchs, der heute Rede und Antwort steht: Anton, Fabian und Johanna, drei Agenten unter 30. Die Namen sind ausgedacht, sie lassen sich nicht überprüfen, ebenso wenig wie die Geschichten, die sie erzählen. Gab es den stillen Helden aus Johannas Erzählung tatsächlich? Kommen die braungebrannten Arme von Fabian wirklich vom Klettern? Und warum kommt Anton ins Stocken, wenn er erzählen soll, auf welcher Berufsmesse er mit einem BND-Recruiter ins Gespräch kam? Alles nur Legenden? Auf dieses Spiel muss man sich einlassen, wenn man mit Geheimagenten redet.

Satellitentelefon im Irak reparieren  

Denn die Einblicke, die sie liefern, bleiben trotzdem interessant: Neben Johanna etwa sitzt Fabian, First-Level-Support, 28 Jahre alt. Wenn man in normalen Behörden den Support anruft, ist meistens nur der Drucker kaputt. Beim BND kann es dann eine Sache von Leben und Tod sein. „Wir haben so viele Verbindungen zu unseren Agenten, dass es immer wieder zu Störungen kommen kann“, erzählt Fabian. Immerhin 6500 hauptamtlich Beschäftigte hat der BND und es werden noch mehr. Auch deswegen sei der Support rund um die Uhr besetzt, sagt Fabian, Zwölf-Stunden-Schichten, immer im Wechsel. Ein Satellitentelefon im Irak funktioniert nicht? Warum kommt es immer wieder zu einer Störung in der Ukraine? Solche Fälle gehen über Fabians Schreibtisch. Es habe Mathematik studiert, aber das, was er jetzt tue, das sei vor allem „learning on the job“.

Von Geisteswissenschaften bis Informatik 

Denn verschlüsselte Kommunikation mit sogenannten Kryptogeräten ist beim BND nicht die Ausnahme, sondern der Regelfall. „Normale Kommunikationswege nutzen wir eigentlich so gut wie nie“, sagt er. Auch wenn Fabian sein Auge auf die Krisenherde der Welt hat, sein Job ist krisensicher. Denn die Diskussion, ob man einen Inlandsnachrichtendienst wie den Verfassungsschutz braucht, kocht zwar immer wieder hoch. Der Auslandsnachrichtendienst BND wird hingegen selten in Frage gestellt. Und so rüstet man an der Chausseestraße auf, vom Geisteswissenschaftler bis zum Informatiker werden immer mehr Agenten eingestellt.

Kaum ein Monat ohne Dienstreise rund um den Globus

Erst seit Anfang des Jahres ist Johanna dabei, die Agenten, die die Geschichte von heldenhaften BND-Agenten erzählt. Sie arbeitet im Second-Level-Support, bearbeitet also die Probleme mit Sprach- und Datenverbindungen im In- und Ausland, die Fabian von Berlin aus nicht lösen kann: Sie ist Ingenieurin, repariert Geräte, die kaputt gegangen sind oder gewartet werden müssen, rüstet in den Dienststellen bei Bedarf die IT um. Für die 28-Jährige heißt das vor allem: viel unterwegs sein. Selten ein Monat ohne Dienstreise, von Anfang an ging es für sie rund um die Welt. Sie sei schon in Ländern gewesen, in denen die Zustände kein Vergleich zu Deutschland sind. „Meine erste Reise, das war schon ein Kulturschock. Wir waren zwar in einem Hotel mit westlichem Standard untergebracht, außerhalb durfte ich mich aber nicht alleine bewegen“, sagt sie. Die Sicherheitslage hätte es nicht zugelassen.

Etwas Gutes für sein Land tun

Anton, der mit 24 Jahren der Jüngste am Tisch ist, arbeitet in der Abteilung Technische Aufklärung. Wenn er Tools entwickelt, um die Kommunikation von Zielpersonen im Ausland abzufangen, dann bietet ihm der BND Möglichkeiten, die er vorher für nicht möglich gehalten habe: „Das ist ungefähr so, wie wenn man in der Schule lernt, dass man nie eine Wurzel aus einer negativen Zahl ziehen kann. Und dann kommt man an die Uni und sieht: Huch, es gibt ja so etwas wie negative Zahlen.“ Solche Aha-Erlebnisse habe er während der Ausbildung häufiger gehabt. Gerade deswegen beschäftigt Anton das Bild, das der BND nach außen abgibt: Misserfolg wird kritisiert, Erfolge nicht öffentlich gemacht. Er sei zum BND gekommen, sagt er, um etwas „Gutes für sein Land zu tun“.

Am Ende des Gesprächs fragen die Agenten, ob man ihnen das gedruckte Magazin mit dem Artikel zuschicken könne. Sorgen, enttarnt zu werden, müssen sich die drei ja eigentlich nicht machen. Denn selbst wenn ein Bekannter zu Besuch kommt, das Magazin findet und den Artikel liest: Er wird wohl kaum darauf komme